Videospiele

Konsolen: Das Spiel ist noch nicht aus!

Dossier
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Die Welt der Konsolen trotzt allen Widrigkeiten, obwohl sie regelmässig totgesagt wird. Doch Konsolen machen nach wie vor 20 Prozent des weltweiten Gaming-Markts aus. Mehr noch: Derzeit wimmelt es nur so von neuen Produkten.

Atari, Amstrad, Sega, Nintendo, Sony... Ende der 1980er-Jahre und im folgenden Jahrzehnt kämpften zahlreiche Unternehmen um die Eroberung des Markts für Spielekonsolen. Und fast jeder Anbieter brachte gleichzeitig ein tragbares Modell und eines für das Wohnzimmer heraus, so wie beispielsweise Sega (Mega Drive und Game Gear) oder Nintendo (NES und Game Boy). Seit etwa fünfzehn Jahren besteht der Markt jedoch hauptsächlich aus drei Wettbewerbern: Microsoft (Xbox), Sony (Playstation) und Nintendo (Switch).

Zwischen diesen beiden Epochen wurde regelmässig das baldige Ende der Konsolen angekündigt. Sie würden der Verbreitung von PCs, Tablets oder Smartphones zum Opfer fallen, hiess es. Das war jedoch nicht der Fall. «Die Konsolen haben alles überlebt: PC, Telefon, Cloud-Gaming», so Otmane Jai, Investment-Chef beim Family Office MJ & Cie. «Sie verfügen über einen recht stabilen Kundenstamm sowie über starke Franchises, die den Sektor nach oben treiben.»

Laut «Global Games Market Report», der im September 2025 von Newzoo veröffentlicht wurde, spielen weltweit 645 Millionen Menschen auf Konsolen und generieren einen Umsatz von 45,9 Mrd. Dollar. Zwischen 2025 und 2028 sollen die Einnahmen der Branche um 4,7 Prozent pro Jahr steigen, also mehr als der Gesamtmarkt für Spiele (+3 Prozent). «Der Konsolenmarkt wird in den nächsten Jahren stärker wachsen als der Markt für Mobile- und PC-Spiele», bestätigt Amaya Gutiérrez, Leiterin Investment und Portfolioberatung bei Rothschild & Co. «Hier wird das Wachstum am stärksten sein.»

Aber nicht alle Akteure profitieren von diesen guten Aussichten. Auf der einen Seite steht Nintendo allein auf weiter Flur und hat in seinem Marktsegment quasi eine Monopolstellung inne. Mit der Switch bietet der japanische Gigant eine erschwingliche Konsole, die so wohl im Handheld-Modus als auch über den Fernseher genutzt werden kann, kombiniert mit ikonischen, oft intern entwickelten Spielereihen wie Mario, Zelda, Pokémon oder Donkey Kong. Ein Rezept, das unglaublich erfolgreich ist. Nintendo hat 150 Millionen Exemplare seiner Switch 1 verkauft und will bis März 2026 noch einmal 19 Millionen Exemplare der Switch 2 absetzen, obwohl dieses Modell erst seit Juni letzten Jahres auf dem Markt ist. Es handelt sich um den besten Launch einer Konsole in der Geschichte der Videospiele.

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«Der Erfolg von Nintendo beruht mehr auf starken, exklusiven und zeitlosen Franchises als auf der Konsole selbst», betont Walid Azar Atallah, Senior Portfoliomanager bei Thematics Asset Management. «Wenn Sie das neueste Mario-Spiel spielen möchten, können Sie dies nur auf einer Nintendo-Konsole tun. Dank dieses Geschäftsmodells verfügt das Unternehmen über einen sehr treuen Kundenstamm, der sich von Generation zu Generation fortsetzt.» Mit der erfolgreichen Einführung der Switch 2 stieg der Kurs der Nintendo-Aktie innerhalb eines Jahres (bis zum 24. November 2025) um mehr als 60 Prozent. Doch Vorsicht: «Der Konsolenmarkt ist zyklisch», betont Daniel Ernst, Portfoliomanager Digital Innovations bei Robeco. Und er fügt zur Erklärung hinzu: «Die Einführung einer neuen Konsolengeneration kurbelt den Verkauf von Spielen an.»

Auf der anderen Seite des Spektrums spielen Sony (Playstation) und Microsoft (Xbox) ein anderes Spiel als Nintendo. «Seit der Einführung der ersten Xbox im Jahr 2001 liefern sie sich einen Wettlauf um das leistungsstärkste und leistungsfähigste Gerät», sagt Brewen Latimier, Manager bei Colombus Consulting. «Ein riskantes Unterfangen, da beide Unternehmen gezwungen sind, ihre Konsolen mit Verlust zu verkaufen, während Nintendo seine Switch zum Selbstkostenpreis oder sogar mit einem leichten Gewinn verkauft.» Um ihr Produkt rentabel zu machen, müssen beide Unternehmen genügend Spiele und Abonnements absetzen. Ohne ausreichende Verkaufszahlen ist es unmöglich, die Verluste bei der Hardware durch die Einnahmen aus der Software auszugleichen. Aber um viele Spiele zu verkaufen, muss man viele Konsolen verkaufen...

Sony und Playstation sind nun Meister ihres Fachs. Microsoft hat das Geschäft aufgegeben und wendet sich von Hardware ab.
Stéphane Rappeneau, Mitbegründer des Studios Weird Loop

Das Problem: Jahr für Jahr enttäuschen die Verkaufszahlen der Xbox. Microsoft gibt zwar keine Zahlen bekannt, aber Analysten schätzen, dass das Unternehmen seit der Markteinführung im Jahr 2020 rund 30 Millionen Xbox Series verkauft hat, während Sony mehr als 80 Millionen Einheiten seiner im selben Jahr erschienenen Playstation 5 absetzen konnte. Ein weiterer Misserfolg, der Gerüchte nährt, dass Microsoft keine Heimkonsolen mehr auf den Markt bringen werde, um sich stattdessen auf das Spiele-Publishing zu konzentrieren. «Die Xbox-Hardware ist tot», sagte Laura Fryer, ehemalige Führungskraft des Unternehmens, in einem im Juni auf YouTube veröffentlichten Video. Diese Meinung teilt auch Stéphane Rappeneau, Mitbegründer des Studios Weird Loop: «Sony und seine Playstation sind nun Meister ihres Fachs. Microsoft hat das Geschäft aufgegeben und wendet sich von der Hardware ab.»

Das Unternehmen aus Redmond hat diesen Rückzug zwar halbherzig dementiert, aber dennoch das Tabu des exklusiven Vertriebs seiner Spiele gebrochen. Seit 2024 hat Microsoft mehrere seiner Titel für die Playstation, die Konkurrenzkonsole der Xbox, veröffentlicht, darunter Forza Horizon 5, Gears of War: Reloaded, Grounded, Hi-Fi Rush, Pentiment und Sea of Thieves. Und ab 2026 soll Halo, die Kult-Franchise der Xbox, für die PS5 erscheinen. «Microsoft hat 75 Mrd. Dollar auf den Tisch gelegt, um 2023 die Studios Activision Blizzard (Call of Duty, Candy Crush) zu kaufen», betont Stéphane Rappeneau. «Der beste Weg, diesen Kauf rentabel zu machen, ist, die hauseigenen Spiele so weit wie möglich zu verbreiten, auch auf konkurrierenden Plattformen.»

Doch wenn man Microsoft-Spiele auf Playstation und PC spielen kann, warum sollte man dann eine Xbox kaufen? Zur Erinnerung: Die Portierung des Spiels Sonic auf Nintendo-Konsolen und anschliessend auf Xbox und Playstation in den Jahren 2001 bis 2002 bedeutete das Ende der Sega-Konsolen.

Anstatt Sony im Wohnzimmer anzugreifen, richtet Microsoft seinen Blick erneut auf tragbare Geräte. Seit Oktober letzten Jahres vertreibt das Unternehmen die Hybridkonsole ROG Xbox Ally, mit der man wie mit der Switch oder dem Steam Deck auf dem Sofa und unterwegs spielen kann. Das amerikanische Unternehmen hat sich jedoch nicht allein auf diesen Markt gewagt, sondern sich lieber mit dem taiwanesischen Unternehmen Asus zusammengetan und damit seinen möglichen Rückzug aus dem Hardware-Bereich bestätigt. Ausserdem ist die ROG Xbox Ally mehr als eine Konsole: Sie ist ein als Konsole getarnter PC. Mit einem Tastendruck können Nutzer zum Windows-11-Bildschirm wechseln, um im Internet zu surfen, Videos anzusehen oder E-Mails zu versenden. In einem Interview mit dem Podcast TBPN im Oktober 2025 schien Microsoft-CEO Satya Nadella diese Hinwendung zum Computer zu bestätigen: „Es ist lustig zu sehen, dass die Leute die Konsole und den PC als zwei verschiedene Dinge betrachten. Wir haben die Konsole entwickelt, weil wir einen für Spiele optimierten PC schaffen wollten.»

Valve im Rennen

Wird Sony also bald der einzige Akteur auf dem Markt für Heimkonsolen sein? Nein. Im November kündigte das US-Unternehmen Valve für das erste Quartal 2026 die Einführung einer Spielekonsole für den Fernseher an: die Steam Machine, deren Leistung mit der PS5 vergleichbar ist. Um die möglichen Auswirkungen dieser neuen Konsole auf den Markt zu verstehen, muss man wissen, dass Valve ein in der Öffentlichkeit wenig bekannter und nicht börsenkotierter Gigant ist. Das Unternehmen wurde 1996 von zwei ehemaligen Microsoft-Mitarbeitern, Mike Harrington und Gabe Newell, gegründet und war ursprünglich ein Entwicklungsstudio, das vor allem für den Titel Half-Life, einen Ego-Shooter (FPS), bekannt war.

Der Wendepunkt kam 2003 mit der Einführung von Steam. Diese Plattform, eine Art App-Store für PC-Spiele, auf der man Games kaufen und herunterladen kann, hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem Marktführer in diesem Bereich entwickelt und liegt mit 120’000 verfügbaren Titeln weit vor seinen Konkurrenten Epic Games, Amazon Games Microsoft Store oder GOG.com. Jeden Tag besuchen mehr als 40 Millionen Menschen diesen Shop, um zu spielen oder um Spiele zu kaufen.

Die Steam Machine ermöglicht den Zugriff auf einen riesigen Spielekatalog, der weitaus umfangreicher ist als das Angebot auf Xbox, Playstation oder Switch. Grund genug für Sony, sich Sorgen zu machen? Im Jahr 2015 brachte Valve die erste Steam Machine auf den Markt. Ein Misserfolg. Das Unternehmen liess sich jedoch nicht entmutigen und lancierte 2022 die Hybridkonsole Steam Deck, eine Art Nintendo Switch, auf der PC-Spiele laufen. Das Gerät erfreut sich seitdem grosser Beliebtheit. Wie geht es mit der neuen Steam Machine weiter? Diese Konsole, die es nur auf der Steam-Plattform gibt, dürfte vor allem Enthusiasten überzeugen.

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