Von Ludovica SCOTTO DI PERTA
Veröffentlicht am Thu, 18.09.2025 - 00:00
Die US-Notenbank hat ihren Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt, weil sie der Ansicht ist, dass die jüngste Schwäche des Arbeitsmarktes die Inflationsproblematik überwiegt. Fed-Chef Powell sprach von einer "Risikomanagement-Zinssenkung". Eine knappe Mehrheit der Zentralbanker geht von mindestens zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr aus. Fed-Chef Jerome Powell sagte bei seiner Pressekonferenz, man könnte die Zinssenkung als „Risk Management Cut“ bezeichnen. Die Risiken für die Beschäftigung hätten zugenommen und das Wirtschaftswachstum habe sich abgeschwächt. Die Entscheidung, den Schlüsselzins auf 4,00 bis 4,25 Prozent zu senken, fiel mit einer Gegenstimme. Der gerade erst in den Gouverneursrat gekommene Trump-Wirtschaftsberater Stephen Miran votierte für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte. Der Zinsbeschluss erfolgte vor dem Hintergrund eines noch nie dagewesenen politischen Drucks auf eine Zentralbank. Präsident Trump schimpft seit Monaten über Powell, weil die Zentralbank die Zinsen bisher nicht senkte.
Der Handel am schweizerischen Aktienmarkt wurde gestern von Zurückhaltung geprägt. Der SMI verlor 0,2 Prozent auf 11.999 Punkte. Bei den 21 SMI-Werten standen sich zwölf Kursverlierer und neun -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 15,9 (zuvor: 17,26) Millionen Aktien. Angeführt wurde der SMI von Partners Group, deren Kurs um 1,9 Prozent stieg. Das Unternehmen hatte eine strategische Partnerschaft mit PGIM, der Investmentmanagementsparte von Prudential Financial, bekannt gegeben. Die Zusammenarbeit sei darauf ausgelegt, Multi-Asset-Portfolio-Lösungen für individuelle und institutionelle Anleger zu entwickeln. Indexschwergewicht Nestlé büsste 0,5 Prozent ein. Nach der abrupten Entlassung des CEO Anfang des Monats hatte nun auch der Verwaltungsratspräsident seinen Rücktritt angekündigt. Für grössere Verwerfungen an den Märkten sorgte dies jedoch nicht, denn zuvor hatten gewichtige Aktionäre den Rücktritt von Bulcke bereits gefordert. Das Minus der Richemont-Aktie von 2,2 Prozent war vor allem dem Dividendenabschlag von 3,00 Franken geschuldet. Unter den am Dienstag gebeutelten Finanzwerten erholten sich gestern Swiss Re um 0,8 Prozent. Zurich schlossen kaum verändert, während Swiss Life um 0,3 Prozent sanken. Die Aktien der UBS rückten um 0,6 Prozent vor.
Europa
Die europäischen Aktienmärkte haben gestern wenig verändert geschlossen. Der DAX gewann 0,1 Prozent auf 23.359 Punkte, der Euro-Stoxx-50 schloss kaum verändert. An der Frankfurter Börse zeigten sich SAP erholt von den Vortagesverlusten, die Aktien legten um 3,2 Prozent zu. Puma schossen 16,8 Prozent nach oben. Im Handel wurde auf einen Bericht im Manager Magazin verwiesen. Dort hiess es, es gebe zwei Investoren, die Interesse an einem Erwerb der 29-Prozent-Beteiligung der Pinault-Familie an dem Sportartikelhersteller haben. Ein Kauf des Pakets könnte den Weg für eine Übernahme ebnen, so die Einschätzung im Handel. Die neuen Mittelfristziele bis 2028 von Schaeffler sind nach Einschätzung der UBS optimistischer als erwartet ausgefallen. Der Automobilzulieferer stellt Umsätze von 27 bis 29 Milliarden Euro und eine EBIT-Marge von 6 bis 8 Prozent in Aussicht - dem stehen Konsensschätzungen von 25,7 Milliarden Euro sowie 6,8 Prozent entgegen. Krones büssten 5 Prozent ein. Im Handel wurde auf den Kapitalmarkttag am Berichtstag verwiesen. Dieser habe zwar insgesamt überzeugt, die ersten Indikationen zum Ausblick 2026 enttäuschten aber. MFE fielen in Mailand um 7,5 Prozent nach der Prognosesenkung von Prosieben zurück, die weitere 2,4 Prozent einbüssten. Der Kurs des Windparkbetreibers Orsted brach in Kopenhagen um 44,3 Prozent ein mit dem Bezugsrechtsabschlag im Zuge der Kapitalerhöhung. Laut Händlern war das aber positiv, denn der theoretische Preisabschlag habe 67 Prozent betragen.
USA
Leicht im Minus haben die US-Börsen am Mittwoch den Handel beendet, nachdem die US-Notenbank wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,00 bis 4,25 Prozent gesenkt und weitere Zinssenkungen signalisiert hatte. Der Dow-Jones-Index gewann zwar 0,6 Prozent auf 46.018 Punkte, der S&P-500 gab jedoch um 0,1 Prozent nach. Der Nasdaq-Composite fiel um 0,3 Prozent. An der Nyse wurden nach vorläufigen Angaben 1.419 (Dienstag: 1.273) Kursgewinner gesehen, denen 1.354 (1.492) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 52 (81) Titel. Bei den Einzelwerten ging es für die Nvidia-Aktie um 2,6 Prozent nach unten. China hat den grössten Tech-Unternehmen des Landes nach Informationen der Financial Times den Kauf von Nvidia-Chips für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz untersagt. Die chinesische Cyberspace-Verwaltung habe Firmen wie Bytedance und Alibaba in dieser Woche angewiesen, Tests und Bestellungen zum Chip RTX Pro 6000D einzustellen, Nvidias massgeschneidertes Produkt für das Land, berichtete die Zeitung und berief sich auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Workday-Aktie legte um 7,3 Prozent zu. Elliott Investment Management hatte bekannt gegeben, dass es mehr als 2 Milliarden Dollar in das HR-Softwareunternehmen investiert hat, kurz nachdem Workday gemeldet hatte, dass es das auf KI fokussierte Unternehmen Sana für 1,1 Milliarden Dollar kaufen wird. Ein enttäuschendes Börsendebüt verzeichnete der Online-Ticketanbieter Stubhub. Seine Aktie stieg zwar zunächst um 19 Prozent über den Ausgabekurs, fiel aber bald zurück. Zum Handelsende stand die Aktie bei 22,20 Dollar, 5,5 Prozent unter dem Ausgabekurs von 23,50 Dollar.
Asien
Heute geht es an den Börsen in Ostasien uneinheitlich zu. In Tokio legt der Nikkei-225 um 1,3 Prozent zu und erreicht neue Allzeithochs. Auch in Seoul geht es wieder nach oben, nachdem dort am Vortag eine elftägige Gewinnerie gerissen war. Der Kospi steigt um 1,2 Prozent und bewegt sich damit ebenfalls bereits wieder praktisch auf Rekordniveau. In Shanghai steigen die Kurse ebenfalls, der Composite-Index gewinnt 0,5 Prozent. In Hongkong, wo es am Vortag kräftig nach oben gegangen war, kommt der HSI dagegen leicht zurück um 0,2 Prozent. Unter den Einzelwerten geht es in der gesamten Region für Aktien mit KI-Fantasie wieder aufwärts. In Seoul verteuern sich SK Hynix um 6,6 und Samsung Electronics um über 2 Prozent. In Tokio legen Advantest um 4,5 Prozent zu, in Hongkong SMIC um 6,6 Prozent. Ausserdem steigen dort Baidu nach der Vortagesrally um weitere 4,1 Prozent, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, einen Chip zum Trainieren seiner KI-Modelle einzusetzen. Alibaba legen ebenfalls weiter zu, allerdings lediglich um ein halbes Prozent.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt sank die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen unmittelbar nach dem Fed-Entscheid knapp unter die Marke von 4,00 Prozent, zog danach aber um 4 Basispunkte an auf 4,07 Prozent. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte sei vollständig eingepreist gewesen, hiess es.
Analyse
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