Von Peter Rosenstreich
Veröffentlicht am Sun, 10.03.2024 - 23:00
Der US-Arbeitsmarktbericht für Februar zeugte von einer ungebrochenen guten Beschäftigungslage. Mit 275.000 neu geschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft wurde die Prognose einer Zunahme um 198.000 Stellen übertroffen. Allerdings wurde die Januar- wie auch die Dezember-Zahl teils kräftig nach unten revidiert, die Arbeitslosenquote stieg im Februar in der Folge auf 3,9 Prozent, während mit einer Stagnation bei 3,7 Prozent gerechnet wurde. Die Lohnsteigerung blieb mit einer Jahresrate von 4,3 Prozent weiterhin hoch. Damit zeigt sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin in einer robusten Verfassung und setzt die US-Notenbank nicht unter Druck, bald mit Zinssenkungen zu beginnen. Am Markt wird derzeit mit einer Senkung im Juni gerechnet. Allerdings waren im Wochenverlauf der ADP-Arbeitsmarktbericht für Februar und auch die Zahl der offenen Stellen leicht unter den Erwartungen geblieben. Zuletzt hatte die Fed ihren Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen und betont, dass man in den kommenden Monaten weitere "gute" Anzeichen für eine Disinflation benötigen werde, um zu entscheiden, wann mit der Lockerung der Geldpolitik begonnen werde. Positiv wurde am Vortag aber eine Aussage von US-Notenbankpräsident Jerome Powell aufgenommen, dass die Fed nicht mehr weit von Zinssenkungen entfernt sei.
Mit freundlicher Tendenz ist der schweizerische Aktienmarkt aus dem letzten Handelstag der Woche gegangen. Der SMI gewann 0,6 Prozent auf 11.647 Punkte und markierte damit den bisher höchsten Stand in diesem Jahr. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 15 Kursgewinner und vier -verlierer gegenüber, unverändert schloss nur die Aktie der Swiss Re. Umgesetzt wurden 29,65 (zuvor: 24,97) Millionen Aktien. Mit Abstand stärkste Aktie im SMI war die UBS. Sie gewann 4,1 Prozent, nachdem die Analysten von Morgan Stanley die Titel auf "Overweight" hochgestuft hatten. Gefragt waren ferner die Indexschwergewichte Nestle (+0,5%), Novartis (+0,4%) und Roche (+0,1%). Im Gefolge der starken US-Technologiewerte verteuerten sich Logitech um 1,5 Prozent. Auf den Kauflisten der Anleger standen aber auch Zykliker wie ABB (+0,4%), Geberit (+0,7%), Holcim (+1%) und Sika (+0,8%).
Europa
Mit einer etwas leichteren Tendenz haben sich die europäischen Aktienmärkte aus der Woche verabschiedet. Der DAX legte nach dem Rekordhoch am Vortag eine Verschnaufpause ein und schloss 0,2 Prozent tiefer bei 17.815 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,3 Prozent auf 4.961 Punkte. Hellofresh knickten im MDAX um 42,1 Prozent ein. Nach dem gesenkten Ausblick ist hier kaum auf Besserung zu hoffen. Mit 6,13 Euro im Tief notierte die Aktie zwischenzeitlich auf dem niedrigsten Niveau seit rund fünf Jahren, während der Pandemie wurden in der Spitze 97,50 Euro erreicht. Vivendi fielen um 2,3 Prozent. Ein Marktteilnehmer sprach von uneinheitlichen Impulsen. Einerseits meinte die Deutsche Bank nach den Geschäftszahlen, die Umstrukturierung trage langsam Früchte, und die Gedankenspiele zu einer weiteren Aufspaltung sollten gut ankommen. "Andererseits drückt die Unsicherheit um Telecom Italia auf die Stimmung", so ein Marktteilnehmer. Der Kurs war am Donnerstagnachmittag regelrecht abgestürzt, und derzeit sei unklar, wie es mit dem Anteil von Vivendi an Telecom Italia (+4,8%) weitergehe. Weiter positiv beurteilte ein Marktteilnehmer die Auslieferungszahlen von Airbus. Im Februar hat der Konzern 49 Flugzeuge ausgeliefert. Damit liegt er laut RBC in diesem Jahr schon 20 Prozent über den Auslieferungen von Ende Februar des vergangenen Jahres. Der Auslieferungs-Mix spreche zudem für gute Margen. Die Airbus-Aktie konnte davon aber nicht profitieren - sie gab um 0,2 Prozent nach.
USA
Gewinnmitnahmen haben am Freitag das Geschehen an den US-Börsen geprägt, nachdem S&P-500 und Nasdaq-Composite im frühen Geschäft noch neue Rekordstände erreicht hatten. Der Dow-Jones-Index sank um 0,2 Prozent auf 38.723 Punkte. Der S&P-500 schloss 0,7 Prozent niedriger, der Nasdaq-Composite verlor 1,2 Prozent. Dabei wurden an der Nyse 1.576 (Donnerstag: 2.005) Kursgewinner gesehen und 1.250 (804) -verlierer. Unverändert schlossen 70 (101) Titel. Bitcoin markierte ein neues Verlaufshoch oberhalb von 70.000 Dollar. Die Kryptowährung verringerte dann zwar ihr Plus, verharrte aber oberhalb der Marke von 69.000. Unter den Einzelwerten fiel die Boeing-Aktie um 2,2 Prozent. Der US-Flugzeughersteller reagiert auf die jüngsten Pannen in der Produktion mit einer Überarbeitung der Kriterien, nach denen das Unternehmen Prämien an seine Mitarbeiter auszahlt. Broadcom gaben um 7 Prozent nach. Eine starke Nachfrage nach Chips für KI-Anwendungen hat bei Broadcom im ersten Geschäftsquartal zum Wachstum beigetragen. Überschattet wurde dieses aber von hohen akquisitionsbedingten Kosten, die den Gewinn erheblich drückten. Bei Marvell (-11,4%) missfiel Anlegern der Ausblick. Eli Lilly (-2,3%) hat einen Rückschlag im Zulassungsverfahren ihres Alzheimermittels Donanemab verzeichnet. Die US-Gesundheitsbehörde FDA fordert genauere Informationen zu Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments. Von der Verzögerung profitierte Biogen (+1,8%), die mit Leqembi schon ein Medikament zur Behandlung von Alzheimer auf dem Markt hat.
Asien
Die asiatischen Märkte geraten am Montag im Vorfeld der Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindex (VPI) ins Stottern. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor im Verlauf 2,6 Prozent auf 38.672 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index gab um 2,5 Prozent auf 2658 Punkte nach. Die Aktien der japanischen Chiphersteller folgten ihren amerikanischen Pendants ins Minus. Der Chipausrüster Tokyo Electron verlor 4,61 Prozent und der Chiptestausrüster Advantest sackte um 6,62 Prozent ab. Die Börse in Shanghai legte um 0,2 Prozent zu. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gewann 0,8 Prozent. Die am Wochenende veröffentlichten chinesischen Preisdaten zeigten einen willkommenen Anstieg der Inflation auf 0,7 Prozent im Februar, obwohl die Erzeugerpreise weiterhin deflationär blieben. In Hongkong sind Technologie-Aktien gefragt: Bilibili gewinnen 13,7 Prozent, JD.com 5,7 Prozent und Meituan knapp 6 Prozent. Aktien aus dem Sektor Real Estate stehen dagegen unter Druck.
Obligationen
Am US-Anleihemarkt gab es nach den durchwachsenen Arbeitsmarktdaten keine grösseren Reaktionen. In den Fokus rückten nun die kommenden Inflationsdaten, hiess es. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen gab um 1 Basispunkt auf 4,082% nach. Die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen sank um 5 Basispunkte auf 4,471%.
Analyse
Bank of America erhöht VAT Group auf Buy (Neutral) - Ziel 535 (454) CHF
UBS erhöht Alcon auf 87 (78) CHF - Buy
Morgan Stanley erhöht UBS auf Overweight (Equalweight) - 33 (29) CHF
Erstellt von MBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co. KG im Auftrag von Swissquote. Alle Informationen wurden mit journalistischer Sorgfalt erarbeitet. Für Verzögerungen und Irrtümer wird keine Haftung übernommen.