Von Peter Rosenstreich
Veröffentlicht am Tue, 28.05.2024 - 00:00
China will seine Halbleiterindustrie mit Milliardenaufwand unterstützen. Die Regierung hat einen neuen Fonds im Volumen von 344 Milliarden Yuan - umgerechnet rund 43 Milliarden Franken - aufgelegt, der zum Aufbau lokaler Lieferketten genutzt werden soll. Das Ziel ist es, die Technologielücke zu den USA zu schliessen. Der Fonds ist die dritte Phase im Rahmen eines laufenden Unterstützungsprogramms. Das Volumen ist doppelt so gross wie jenes der 2014 und 2019 aufgelegten Fonds zusammen. Laut der chinesischen Kreditauskunft National Enterprise Credit Information Publicity System wurde der Fonds am vergangenen Freitag registriert. Grösster Anteilseigner ist das Finanzministerium mit 17 Prozent, zudem halten fünf Banken in Staatsbesitz jeweils 6 Prozent, wie aus Daten des privaten Informationsdienstleisters Tianyancha hervorgeht. Die chinesische Halbleiterindustrie hatte zuletzt mit massiven Hindernissen zu kämpfen, vor allem mit den Exportbeschränkungen, die die USA für hochentwickelte Halbleiter und Anlagen zu Chipherstellung gegen China verhängt hat. Bei den Einzelwerten gewinnen am Dienstag in Hongkong Semiconductor Manufacturing International 0,2 Prozent und Hua Hong Semiconductor klettern um 1,7 Prozent. Vergangenen Monat gewährte die US-Regierung Samsung Electronics bis zu 6,4 Milliarden US-Dollar und Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) bis zu 6,6 Milliarden Dollar für den Bau von Fabriken in den USA. Beide Förderungen sind Teil des 53 Milliarden Dollar schweren "Chips Act". Südkorea hat vergangene Woche ein 19-Milliarden-Dollar-Paket zur Förderung seiner Chipindustrie vorgestellt.
Mit kleinen Kursgewinnen ist der schweizerische Aktienmarkt am Montag aus einem impulsarmen Handel gegangen. In den USA und Grossbritannien ruhte zu Wochenbeginn der Börsenhandel feiertagsbedingt. Der SMI gewann 0,2 Prozent auf 11.961 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich zwölf Kursgewinner und acht -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 13,06 (zuvor: 17,9) Millionen Aktien. Im SMI gewannen UBS 1 Prozent. Die Bank hat einen externen Nachfolger für CEO Ermotti ausgeschlossen, wie die Financial Times meldete. In der zweiten Reihe fielen Julius Bär um 1,5 Prozent nach Berichten über eine geplante Übernahme der heimischen Wettbewerberin EFG International. Aus finanzieller Sicht könnte die Übernahme auf dem Papier funktionieren, so Analystin Anke Reingen von RBC. Aus strategischer Sicht werfe die mögliche Transaktion aber Fragen auf. Der Kurs von EFG stieg um 1 Prozent.
Europa
Der europäische Aktienmarkt hat am Montag mit leichten Gewinnen geschlossen. Das Geschäft verlief bei dünnen Umsätzen in insgesamt in ruhigen Bahnen. Denn mit Grossbritannien und den USA blieben die beiden wichtigsten Börsen zu Wochenbeginn geschlossen. Der DAX gewann 0,4 Prozent auf 18.775 Punkte, der Euro-Stoxx-50 stieg um 0,5 Prozent auf 5.059. Für eine Überraschung sorgte der Ifo-Geschäftsklima-Index im Mai. Er blieb mit 89,3 Punkten auf Vormonatsniveau und damit deutlich hinter den Erwartungen einer kräftigen Erholung. Alstom gewannen 5,6 Prozent auf 19,73 Euro. Der Konzern hat eine Kapitalerhöhung über 1 Milliarde Euro bekannt gegeben. Der Bezugsrechtehandel findet vom 28. Mai bis 6. Juni statt. Für 5 alte Aktien erhalten Anleger eine neue Aktie zu 13,00 Euro. Fast 30 Prozent im Plus zeigten sich Adler Group, nachdem die Umstrukturierung der Schulden des Unternehmens gelungen ist. Allerdings gehen 75 Prozent der Stimmrechte der Aktien künftig an die Anleihegläubiger. In der Spitze hatte sich der Micro Cap am Morgen sogar mehr als verdoppelt. Zum Börsenschluss stand die Aktie bei 0,2125 Euro. Gerresheimer bleibt auf Expansionskurs: Das Unternehmen baut den US-Standort Peachtree City in Georgia für 166 Millionen Euro deutlich aus. Nach der jüngsten Rally gab die Aktie 0,8 Prozent nach. Die Kursbewegungen waren angesichts der dünnen Umsätze teilweise erratisch. Für Ionos ging es nach einer Herunterstufung auf "Equal Weight" durch Morgan Stanley um 5,5 Prozent nach unten. Die Ionos-Aktie hat seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent zugelegt, da die Anleger sich auf die Wachstumsstory und das Cloud-Potenzial des Unternehmens fokussiert haben, hiess es von den Analysten. Nach einer Herunterstufung auf "Hold" durch MWB fielen Süss Microtec um 5,8 Prozent zurück.
USA
In den USA ruhte zu Wochenbeginn der Börsenhandel feiertagsbedingt.
Asien
An den Aktienmärkten in Ostasien und Australien bewegt sich am Dienstag wenig. Teilnehmer verweisen auf die fehlenden Impulse von der Wall Street, wo am Montag feiertagsbedingt nicht gehandelt wurde. Der Aktienmarkt in Schanghai tritt auf der Stelle, in Hongkong steigt dagegen der Hang-Seng-Index um 0,6 Prozent. Hier sind Halbleiter- und Immobilienwerte gesucht. Die Regierung in Peking wird auch weiter die Halbleiterindustrie stützen. Bei den Einzelwerten gewinnen in Hongkong Semiconductor Manufacturing International 0,2 Prozent und Hua Hong Semiconductor klettern um 1,7 Prozent. Noch deutlicher fallen die Gewinne bei den Werten aus dem Immobilien-Sektor aus, nachdem die Regierung in Schanghai am späten Montag die Beschränkungen für den Hauskauf weiter gelockert hat. Die Aktien von Longfor Group erhöhen sich um 0,2 Prozent und Shimao Group Holdings gewinnen 4,6 Prozent. Der Nikkei-225 kann dagegen moderate Gewinne aus dem frühen Handel nicht behaupten und ist leicht ins Minus gerutscht. Der Index verliert 0,2 Prozent. Hier stehen im Wochenverlauf neue Inflationsdaten aus Tokio auf der Agenda, die in die Zinsprognose der Bank of Japan (BoJ) einfliessen werden. Am Vortag hatten Aussagen des stellvertretenden BoJ-Gouverneurs, Shinichi Uchida, gestützt, wonach Japan kurz vor der vollständigen Überwindung der jahrzehntelangen Deflation steht. Die Äusserungen dürften den Eindruck verstärken, dass die Bank auf dem Weg zu einer schrittweisen Straffung der Geldpolitik ist, heisst es. In Seoul notiert der Kospi leicht im Plus, dagegen fällt der S&P/ASX 200 in Sydney um 0,3 Prozent zurück. Die Einzelhandelsumsätze blieben in Australien hinter den Erwartungen zurück. Sie stiegen im April um 0,1 Prozent. Ökonomen hatten indessen mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet.
Obligationen
Am Schweizer Obligationenmarkt sind die Kurse zu Wochenbeginn bei steigenden Renditen zurückgegangen. Insgesamt ist das Geschäft aber sehr ruhig, da die Finanzmärkte in Grossbritannien und den USA feiertagsbedingt ein verlängertes Wochenende geniessen. Unterdessen bleibt das Primärmarktgeschäft auch zu Beginn der neuen Woche lebhaft. So nahm die Ferring Holding mit einer Dual-Tranche 330 Mio. Fr. auf. Und die GW Emissionszentrale für gemeinnützige Wohnbauträger begab eine Anleihe über 126 Mio Fr. Die zweijährigen Benchmark-Eidgenossen rentierten zuletzt mit 1,041%, die zehnjährigen mit 0,812%.
Analyse
Rating Galenica: Research Partners erhöht auf Kaufen (Halten) - Ziel 84 (81) CHF
Kursziel Sonova: Kepler Cheuvreux erhöht auf 250 (202) CHF - Reduce
Kursziel Ypsomed: Research Partners erhöht auf 430 (400) CHF - Kaufen
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