Von Peter Rosenstreich
Veröffentlicht am Mon, 10.06.2024 - 00:00
Saudi-Arabien hat mehr als die Hälfte des Aktienverkaufs von Aramco im Wert von 11,2 Milliarden Dollar an ausländische Investoren vergeben, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Reuters. Saudi-Arabien hat versucht, internationale Investoren anzulocken, um Dutzende von Milliarden Dollar in Projekte zu investieren, mit denen das Land seine Abhängigkeit vom Öl abbauen will. Doch die ausländischen Investitionen haben wiederholt ihre Ziele verfehlt. „Es gab mehrere Aufträge aus den USA, Großbritannien, Hongkong und Japan", sagte eine der Quellen. Die internationale Nachfrage nach dem Zweitverkauf von Aktien war größer als die nach dem Börsengang von Aramco im Jahr 2019, hatten Quellen zuvor gegenüber Reuters erklärt. Aramco teilte am Freitag mit, dass der Preis der Aktien bei 27,25 Riyals (7,27 $) lag, nachdem das Unternehmen eine Preisspanne von 26,70-29,00 Riyals festgelegt hatte. Das Königreich, das derzeit noch mehr als 82 Prozent der Saudi Arabian Oil - auch bekannt als Aramco - besitzt, gab vergangene Woche bekannt, dass es 1,545 Milliarden Aktien seines Kronjuwels und des wertvollsten Ölunternehmens der Welt verkaufen will. Dies stellt nur einen Bruchteil seines gesamten Bestands dar, ist aber ein wichtiges Element in den Bemühungen des Landes, seine Pläne zur Diversifizierung der Wirtschaft über das Öl hinaus zu finanzieren.
Am Schweizer Aktienmarkt ist es am Freitag bereits den fünften Tag in Folge nach oben gegangen, innerhalb der vergangenen acht Handelstage zum siebten Mal. Allerdings fiel das Plus nach einem Schwächeanfall im Späthandel diesmal nur sehr klein aus. Der SMI gewann 0,1 Prozent auf 12.255 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 12 Kursverlierer und 8 -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 18,36 (Donnerstag: 18,45) Millionen Aktien. Mit der Aussicht auf möglicherweise länger erhöht bleibende US-Zinsen gehörten Bankaktien europaweit zu den wenigen Gewinnern des Tages. Höhere Zinsen sind gut für die Margen im Kreditgeschäft. UBS retteten nach einem späten Rücksetzer ein mageres Plus von 0,1 Prozent. Dass Anleihegläubiger der Credit Suisse die Schweiz vor einem US-Bundesgericht verklagen, sorgte für keinen erkennbaren Impuls. Der Vorwurf lautet, die Schweiz habe nationale Interessen über das Gesetz gestellt, als Anleihen im Zuge der Rettung der Credit Suisse durch die UBS im vergangenen Jahr wertlos geworden seien.
Europa
An den europäischen Aktienmärkten haben sich die Kurse angesichts der nachlassenden Zinssenkungsfantasie gut gehalten. Ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht löste nur einen kurzen Abwärtsschub aus. "Die Zinssenkungsfantasie ist zwar draussen", so ein Marktteilnehmer. "Dafür spricht der gute Arbeitsmarkt für einen starken US-Konsum und damit für eine gute Konjunktur sowie günstige Perspektiven für die Unternehmensgewinne", sagte er. Der DAX schloss nur noch 0,5 Prozent im Minus bei 18.557 Punkten und damit gut 130 Punkte über seinem Tagestief, der Euro-Stoxx-50 hielt sich mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 5.053 Punkte noch besser. Stärkere Spuren hinterliess der Bericht an anderen Märkten: Die Renditen stiegen, Euro und Gold gerieten unter Druck. Gewinner waren die Bankentitel, also klassische "Value-Werte", die zudem von der Erwartung zu länger hohen Zinsen profitierten: Ihr Stoxx-Branchenindex gewann 0,2 Prozent. Im DAX stiegen Commerzbank um 1,9 Prozent und Deutsche Bank um 0,2 Prozent. In Amsterdam gewannen ING 0,3 Prozent: Nachdem am Donnerstag die UBS das Kursziel für den niederländischen Finanzkonzern auf 18,30 Euro erhöht hatte, zog nun Barclays mit einem auf 20 Euro erhöhten Kursziel nach. Im Plus notierten auch die Technologieakien: Ihr Stoxx-Index gewann 0,4 Prozent. Infineon stiegen um 3,7 Prozent auf 38,01 Euro, nachdem Exane BNP das Kursziel auf 53 Euro erhöht hatte. Im deutschen SDAX markierten Süss Microtec mit einem Plus von 5 Prozent auf 61 Euro schon wieder neue Jahreshochs. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser erwarten, dass Süss in den kommenden Monaten die Prognose erhöhen wird. Das Kursziel haben sie auf 63 Euro angehoben.
USA
Im Spannungsfeld schwindender Zinssenkungshoffnungen und eines auf eine robuste Konjunktur hindeutenden Arbeitsmarktberichts haben die US-Börsen am Freitag knapp behauptet geschlossen. Am Anleihemarkt fielen die Kurse deutlich, die Renditen zogen also an. In der Wochenbilanz sanken die Renditen aber dennoch - i, Zehnjahresbereich von knapp 4,50 auf 4,43 Prozent. Der US-Jobbericht versetzte der Zinssenkungsfantasie einen Dämpfer, weil im Mai deutlich mehr Stellen geschaffen wurden als geschätzt. Ausserdem stiegen die Löhne stärker als erwartet. Der Dow-Jones-Index gab um 0,2 Prozent nach auf 38.799 Punkte. Der S&P-500 und die Nasdaq-Indizes bewegten sich ebenfalls knapp unter den Vortagesschlussständen und damit ihren Rekordhochs. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 786 (Donnerstag: 1.258) Kursgewinner und 2.025 (1.542) -verlierer. Unverändert gingen 72 (77) Titel aus dem Handel. Am Aktienmarkt schnitten Banktitel am besten ab (+0,9%), weil höhere Zinsen günstig sind für die Gewinnmargen im Kreditgeschäft. Am Ende lagen Aktien aus dem kapitalintensiven und damit zinsempfindlichen Versorgersektor (-1,1%). Nach dem erstmaligen Überschreiten der Marktkapitalisierung von 3 Billionen Dollar am Mittwoch wurden bei Nvidia wie schon am Vortag Gewinne mitgenommen. Der Kurs gab aber nur minimal um 0,1 Prozent nach. Gestützt haben dürfte, dass Nvidia nach Handelsende am Freitag einen Aktiensplit vornimmt. Aktionäre werden ab Montag statt einer 10 Nvidia-Aktien in ihren Depots vorfinden.
Asien
An den asiatischen Börsen setzt sich am Montag keine einheitliche Tendenz durch. Die Märkte in Shanghai und Hongkong sind wegen des chinesischen Drachenbootfests geschlossen, der Markt in Sydney wegen des Geburtstags des Königs. In Tokio ziehen die Kurse an, in Korea, Singapur und Malaysia bröckeln sie ab. In Indien tritt der Markt mehr oder weniger auf der Stelle.
Obligationen
Am US-Anleihemarkt sind die Treasuries als Reaktion auf die unerwartet guten monatlichen Arbeitsmarktdaten deutlich gesunken. In der Folge stieg die Rendite der zehnjährigen Benchmark-Anleihe, die sich entgegengesetzt zu ihrem Kurs bewegt, um 14,3 Basispunkte auf 4,424 %.
Analyse
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