Von Peter Rosenstreich
Veröffentlicht am Tue, 18.06.2024 - 00:00
Die UBS Group (+2,2%) nimmt von Anlegern eines eingefrorenen Credit-Suisse-Fonds auf freiwilliger Basis die Anteile zurück und verbucht in diesem Zusammenhang eine Rückstellung von voraussichtlich rund 900 Millionen Dollar. Wie die UBS mitteilte, handelt es sich um ein Angebot für die Anleger des Credit Suisse Supply Chain Funds. Dessen Vermögenswerte waren mit dem kollabierten Spezialkreditgeber Greensill Capital verbunden. Seit 2021 waren Rücknahmen und Zeichnungen des Fonds ausgesetzt. Die UBS erklärte, das bis Ende Juli laufende Angebot solle den Fondsanlegern Sicherheit und einen beschleunigten Ausstieg aus ihren Anlagen bieten, ohne auf Ausschüttungen im Rahmen des laufenden Liquidationsverfahrens warten zu müssen. Dies ist der jüngste Schritt des Schweizer Finanzkonzerns, die massiven Probleme des einstigen Rivalen zu beseitigen, die die UBS vor einem Jahr auf Betreiben der Schweizer Regierung schliesslich übernommen hatte. Die Rückstellung wird im zweiten Quartal von der wichtigsten Konzerneinheit UBS AG verbucht, dürfte für sie auf eigenständiger Basis aber keine wesentlichen Auswirkungen haben, wie der Mutterkonzern erklärte. Der russisch-usbekische Multimilliardär Alischer Usmanow hat gegen die deutsche Tochtergesellschaft der UBS, die UBS Europe SE, Klage eingereicht. Wie Usmanows Anwälte mitteilten, fordern sie für ihren Mandanten wegen "Vertragsverletzung und deliktischen Verfehlungen" Schadenersatz von der Bank. Als erstes hatte die Nachrichtenagentur Reuters über die Klage berichtet.
Mit kleinen Kursverlusten hat sich der schweizerische Aktienmarkt am Montag aus dem Handel verabschiedet. Der SMI verlor 0,3 Prozent auf 12.004 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich zwölf Kursverlierer und sieben -gewinner gegenüber, unverändert schloss eine Aktie. Umgesetzt wurden 15,22 (zuvor: 20,3) Millionen Aktien. Belastet wurde der SMI von den Schwergewichten Nestlé (-0,2%), Novartis (-1,5%) und Roche (-0,8%). Aktien von Banken und Versicherern waren europaweit gesucht, gestützt unter anderem von wieder steigenden Anleiherenditen. In der Schweiz gewannen Swiss Life, Swiss Re und Zurich Insurance bis zu 1,1 Prozent. Die Aktie der UBS kletterte um 2,2 Prozent. Richemont gaben um 1,2 Prozent nach. Neue chinesische Konjunkturdaten waren durchwachsen ausgefallen. China ist für Richemont ein wichtiger Markt.
Europa
Nach dem jüngsten Ausverkauf ist der deutsche Aktienmarkt mit kleinen Gewinnen in die neue Woche gestartet. Der DAX gewann 0,4 Prozent auf 18.068, der Euro-Stoxx-50 0,9 Prozent auf 4.880 Punkte. Der Euro erholte sich leicht auf 1,0720 Dollar. Die Zinsdifferenz zwischen deutschen und französischen Benchmark-Anleihen engte sich ein, was für etwas Entlastung sorgte. Nach dem Abverkauf zuletzt fiel die Erholung im Bankensektor am Montag verhalten aus: BNP Paribas und Societe Generale gewannen je 1,2 Prozent. In Amsterdam ging es für ING um 2,8 Prozent nach oben. Der Allfinanzdienstleister hat auf seinem Kapitalmarkttag eine gut ankommende Prognose für die Eigenkapitalrendite abgegeben. Banken gewannen 1 Prozent europaweit. Im DAX standen Adidas im Fokus. Der Sportartikelhersteller untersucht nach einem Bericht der Financial Times Korruptionsvorwürfe gegen hochrangige Mitarbeiter in China. Adidas gaben 2,6 Prozent nach. Für Bayer ging es 3,5 Prozent nach unten. United Internet verloren 1,8 Prozent. Die Gesellschaft nimmt eine ausserplanmässige, nicht-cashwirksame Wertminderung auf ihre Tele-Columbus-Beteiligung von rund 185 Millionen Euro im Halbjahresbericht vor. Eine Überraschung gibt es im SDAX. Statt Thyssenkrupp Nucera (+0,5%) scheiden Pfeiffer Vacuum (-0,9%) am 24. Juni aus dem Nebenwerteindex aus, weil die Anforderung "fristgerechte Veröffentlichung des Quartalsfinanzberichts" nicht erfüllt wurde, wie der Indexbetreiber Stoxx mitteilte. Evotec brachen nach einer Verkaufsempfehlung gleich um 9,5 Prozent ein. Neue Mittelfristziele verhalfen Qiagen hingegen zu einem Kursplus von 1,8 Prozent. Carl Zeiss Meditec fielen mit einer Gewinn- und Umsatzwarnung um massive 20,5 Prozent zurück und markierten neue Jahrestiefs.
USA
Die Wall Street hat am Montag ihre Verluste vom Freitag mehr als wettgemacht. Der Dow-Jones-Index gewann 0,5 Prozent auf 38.779 Punkte, der S&P-500 stieg um 0,8 Prozent auf ein neues Allzeithoch. Goldman Sachs hatte das Jahresendziel für den S&P-500 auf 5.600 Punkte von 5.200 erhöht. Der Nasdaq-Composite kletterte um rund 1 Prozent und markierte ebenfalls ein Rekordhoch. Dabei wurden 1.620 (Freitag: 755) Kursgewinner gesehen und 1.187 (2.057) -verlierer. Unverändert gingen 65 (69) Titel aus dem Handel. Unter den Einzelwerten ging es für Autodesk um 6,5 Prozent nach oben. Das Wall Street Journal hatte berichtet, dass der Hedgefonds Starboard Value einen Anteil von rund 500 Millionen Dollar an dem Hersteller von Design-Software hält und auf Änderungen drängt. Weiter aufwärts ging es für Broadcom (+5,4%). Damit verzeichnete die Aktie des Chip- und Softwareherstellers den siebten Anstieg in Folge. In der Vorwoche hatte Broadcom einen Aktiensplit im Verhältnis 1:10 angekündigt. Best Buy gewannen 4,6 Prozent, nachdem der Elektronikeinzelhändler von der UBS auf "Kaufen" hochgestuft worden war. Nach einer Abstufung durch Goldman Sachs auf "Verkaufen" fiel der Kurs des Baustoffherstellers Louisiana-Pacific um 3,5 Prozent. Die Meme-Aktie Gamestop sackte um 12,1 Prozent ab.
Asien
Die Aktienmärkte in Ostasien und Australien machen am Dienstag im Handelsverlauf die Verluste vom Vortag wett. In Tokio legt der Nikkei-Index nach dem sehr schwachen Wochenstart um 0,9 Prozent zu auf 38.445 Punkte. Die chinesischen Börsen in Schanghai und Hongkong tendieren nach den durchwachsen ausgefallenen Konjunkturdaten vom Vortag in relativ engen Grenzen uneinheitlich. Unter den Einzelwerten werden vielfach Aktien aus dem Technologiesektor favorisiert - mit der weiter im Hintergrund schwelenden KI-Fantasie. Lenovo legen in Hongkong um 1,7 Prozent zu, Sunny Optical um 4,6 Prozent. In Tokio gewinnen TDK 6,9 und Kokusai Electric 2,0 Prozent, in Seoul Samsung Electronics 2,1 und SK Hynix 3,1 Prozent. Hanmi Semiconductor verbessern sich um 0,4 Prozent. Zijin Mining geben in Hongkong um 2,6 Prozent nach. Hier drückt die Ankündigung, das Kapital zu erhöhen. In Sydney verbilligen sich Beach Energy um 2,1 Prozent, nachdem der Öl- und Gasförderer angekündigt hat, aus Kostengründen drei Nicht-Kerngeschäftsbereiche zu verkaufen.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen um 7 Basispunkte auf 4,281%. Die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen legte um 8 Basispunkte auf 4,765% zu. Am Zinsterminmarkt lag die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung im September bei etwa 66 Prozent, etwa 2 Prozentpunkte niedriger als am Freitag.
Analyse
Kursziel Logitech: Goldman Sachs erhöht auf 105 (97) CHF - Buy
Kursziel Schweiter: Mirabaud Securities senkt auf 435 (510) CHF - Hold
Rating Sensirion: Research Partners senkt auf Halten (Kaufen) - Ziel 85 (80) CHF
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