Von Peter Rosenstreich
Veröffentlicht am Mon, 09.09.2024 - 00:00
Google (Alphabet (-4%) ist wegen seines Ad-Tech-Geschäfts ins Visier der britischen Kartellbehörde geraten. Die Competition and Markets Authority (CMA) hat in einer vorläufigen Untersuchung festgestellt, dass Google den Wettbewerb bei seiner Werbetechnologie, über die Werbetreibende und Herausgeber auf digitale Werbeflächen bieten bzw diese verkaufen, möglicherweise einschränkt. Die meisten Herausgeber und Werbetreibende nutzen Googles Ad-Tech-Dienste, um digitale Anzeigen auf Webseiten zu platzieren. Die Kartellwächter fürchten, dass Google seine Position nutzt, um seine eigenen Dienste zu bevorzugen. Rivalen würden damit davon abgehalten, Werbern und Herausgebern zu gleichen Bedingungen Alternativen anzubieten. "Wir sind vorläufig zu dem Schluss gekommen, dass Google seine Marktmacht nutzt, um den Wettbewerb zu behindern, wenn es um die Anzeigen geht, die Nutzer auf Webseiten sehen", sagte Juliette Enser, Interim-Exekutivdirektorin der CMA. Googles Vice President für Global Ads, Dan Taylor, zeigte sich nicht einverstanden mit der Ansicht der CMA. Die Einschätzung der Behörde basiere auf Fehlinterpretationen des Ad-Tech-Sektors, sagte er.
Schwächer hat sich der schweizerische Aktienmarkt am Freitag ins Wochenende verabschiedet. Der SMI verlor 1 Prozent auf 11.908 Punkte. Von den 20 SMI-Werten verbuchten 18 Kursverluste. Einzige Gewinner waren Givaudan (+1%) und Lonza (+0,5%). Umgesetzt wurden 21,67 (zuvor: 18,21) Millionen Aktien. Nestlé verloren 1,1 Prozent, Novartis 0,3 Prozent und Roche 0,7 Prozent. Konjunkturzykliker verbuchten deutlichere Verluste: ABB verbilligten sich um 2,5 Prozent und Kühne & Nagel um 1,6 Prozent. Erneut ganz oben auf den Verkaufslisten fand sich die Richemont-Aktie, die schon seit Tagen von Zweifeln an einer Erholung des für den Luxusgüterkonzern so wichtigen chinesischen Absatzmarkts belastet worden war und nun weitere 2,6 Prozent abgab. Unter den Nebenwerten stiegen Basilea Pharmaceutica um 1,6 Prozent. Das Unternehmen hat eine Meilensteinzahlung von 25 Millionen Dollar von Pfizer erhalten.
Europa
Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag schwach geschlossen. Der DAX schloss 1,5 Prozent niedriger bei 18.302 Zählern. Der Euro-Stoxx-50 gab 1,6 Prozent nach auf 4.738 Punkte. Für die Aktie der Raiffeisen Bank International (RBI) ging es um 7,1 Prozent nach unten, nachdem ein Gerichtsurteil in Russland den Verkaufsprozess der Mehrheitsbeteiligung an ihrer russischen Tochter AO Raiffeisenbank blockiert hat. Im DAX stiegen Symrise um 0,5 Prozent, nachdem Goldman Sachs die Aktie von einer Verkaufsempfehlung befreit hat. Die Aktien von Grenke knickten um 12,9 Prozent ein. Nach dem Verlust ihrer Risikovorständin hat sich auch die Bafin kritisch geäussert und die "Sicherstellung der ordnungsgemässen Geschäftsorganisation und Mängelbeseitigung in der Geldwäscheprävention" angeordnet. Für die Aktie von Elis ging es um 15,7 Prozent nach unten. Hier belastete ein Reuters-Bericht, demzufolge der französische Textilservice-Konzern überlegt, ein Angebot für Vestis, einen US-amerikanischen Anbieter von Arbeitskleidung, abzugeben. Den Bernstein-Analysten zufolge hat Vestis eine Marktkapitalisierung von 2 Milliarden Dollar im Vergleich zu den derzeit 5,4 Milliarden Euro von Elis. Atoss Software verloren 11,0 Prozent auf 118,00 Euro, nachdem sich der Unternehmensgründer von Aktien getrennt hat. Der Platzierungspreis lag mit 120 Euro deutlich unter den jüngsten Kursniveaus.
USA
Mit deutlichen Kursverlusten hat sich die Wall Street am Freitag aus dem Handel verabschiedet, nachdem sich eine negative Interpretation des August-Arbeitsmarktberichts ("Payrolls") durchgesetzt und die Börsen auf Talfahrt geschickt hatte. Der Dow-Jones-Index beendete den Handel 1,0 Prozent niedriger bei 40.345 Punkten. Der S&P-500 gab um 1,7 Prozent nach, während der Nasdaq-Composite um 2,6 Prozent absackte. An der Nyse waren Kursgewinner mit 655 (Donnerstag: 1.235) in der Minderheit. Ihnen standen 2.144 (1.553) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 52 (79) Titel. Unter den Einzelwerten rutschten Broadcom um 10,4 Prozent ab. Der Chiphersteller hat seinen Umsatz im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal dank seiner Chips für KI-Anwendungen und der Übernahme von VMware zwar gesteigert. Gleichzeitig verbuchte er aber einen Verlust und ausserdem fiel der Ausblick schwächer aus als erwartet. Qualcomm (-3,3%) hat nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters die Möglichkeit geprüft, Teile des Chip-Designgeschäfts von Intel (2,6%) zu erwerben, um sein Produktportfolio zu erweitern. Uipath konnten sich der negativen Stimmung auf Dauer nicht entziehen und verloren 6 Prozent. Das Softwareunternehmen hat seinen Jahresausblick erhöht und kauft Aktien zurück. Smith & Wesson Brands büssten 9,4 Prozent ein, nachdem der Waffenhersteller einen Quartalsverlust mitgeteilt hat.
Asien
Zum Start in die neue Woche dominieren negative Vorzeichen an den Börsen in Ostasien und Australien. In Tokio setzt der Nikkei-225-Index seine Verlustserie fort und fällt um 1,2 Prozent auf 35.950 Punkte, nachdem das japanische Bruttoinlandsprodukt für das zweite Kalenderquartal nach unten revidiert wurde. Technologiewerte stehen ganz oben auf den Verkaufslisten. Sony verbilligen sich um 2,3 Prozent und Advantest um 2,7 Prozent. Softbank Group geben um 1,2 Prozent nach. Seven & i gewinnen derweil 2,6 Prozent. Nachdem das japanische Unternehmen die Übernahmeofferte der kanadischen Supermarktgruppe Alimentation Couche Tard abgelehnt hat, haben die Kanadier Bereitschaft gezeigt, Lösungen auszuarbeiten, um die Bedenken des Betreibers der 7-Eleven-Märkte auszuräumen. In Schanghai verliert der Composite-Index 0,9 Prozent. Die chinesischen Verbraucherpreise stiegen im August etwas weniger stark als von Volkswirten geschätzt, die Erzeugerpreise verzeichneten hingegen den 23. Rückgang in Folge. Der Hang-Seng-Index in Hongkong liegt 2 Prozent im Minus. An der Börse in Seoul gibt der Kospi um 0,4 Prozent nach. Die Kurse der Chiphersteller Samsung Electronics und SK Hynix büssen 2,3 und 1,3 Prozent ein.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt sank die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen um 1 Basispunkt auf 3,723%, während die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen um 9 Basispunkte auf 3,663% fiel, nachdem sie im Laufe der Woche um fast 30 Basispunkte abgestürzt war. An den Märkten stieg die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 25bps bei der Sitzung am 17. und 18. September von 60% am Vortag auf 71% am Freitagnachmittag, so das Fedwatch-Tool der CME.
Analyse
UBS senkt Partners Group auf 1.174 (1.248) CHF - Neutral
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UBS senkt Baloise auf Neutral (Buy)/170 (155) CHF - Händler
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