Von Peter Rosenstreich
Veröffentlicht am Mon, 23.12.2024 - 00:00
Volkswagen hat mit den Arbeitnehmervertretern nach langen Verhandlungen eine Einigung über das milliardenschwere Sparpaket für den Umbau des Autoherstellers erzielt. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschliessungen wurden abgewendet. Produktionskapazität und Belegschaft werden aber reduziert, und die Mitarbeiter machen finanzielle Zugeständnisse. So sollen die Arbeitskosten im Jahr um 1,5 Milliarden Euro sinken. Inklusive Struktur- und Produktionsmassnahmen sowie die geänderte Belegung der Werke kommen laut VW mittelfristig 4 Milliarden Euro im Jahr zusammen. Konzernchef Oliver Blume sprach von einem "wichtigen Signal für die Zukunftsfähigkeit der Marke Volkswagen, von Volkswagen Nutzfahrzeuge und der Komponentenstandorte". Volkswagen habe "entscheidende Weichen für seine Zukunft gestellt, was Kosten, Kapazitäten und Strukturen angeht." "Das Paket bringt durchaus schmerzliche Einschnitte mit sich", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger in einer Pressekonferenz. "Aber die roten Linien wurden eingehalten." Die Verhandlungen hätten 70 Stunden gedauert. Die Gewerkschaft sprach von einem "Weihnachtswunder von Hannover".
Etwas leichter, aber erholt vom Tagestief hat der schweizerische Aktienmarkt den Handel am Freitag beendet. Der SMI verlor 0,3 Prozent auf 11.385 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich zwölf Kursverlierer und acht -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 68,55 (zuvor: 27,29) Millionen Aktien. Das überdurchschnittlich hohe Volumen war dem grossen Verfall am Freitag geschuldet. Die Indexschwergewichte Nestle (-0,3%) und Novartis (-0,4%) schwächelten erneut. Roche (+0,3%) schafften im späten Handel den Dreh ins Plus. Deutlicher unter Druck standen Sika, die 2,5 Prozent abgaben. Unternehmensspezifische Nachrichten gab es nicht. ABB erholten sich hingegen mit einem Plus von 0,3 Prozent leicht von dem Abverkauf des Vortags. Gesucht waren ferner Sonova, die nachrichtenlos um 1 Prozent vorrückten. Unter den Nebenwerten zeigten sich Softwareone unbeeindruckt davon, dass die Analysten von Exane BNP die Aktie Händlern zufolge auf "Neutral" abgestuft hatten. Der Kurs stieg um 2,4 Prozent.
Europa
Erleichterung an den Aktienmärkten: Nach kräftigen Anschlussverkäufen am Vormittag haben sich die Kurse am Nachmittag deutlich von den Tagestiefständen gelöst. Der DAX schloss noch 0,4 Prozent im Minus bei 19.885 Punkten, damit machte er gegenüber dem Tagestief aber 235 Punkte gut. Der MDAX schaffte sogar den Dreh in die Pluszone. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,3 Prozent auf 4.862 Punkte. Ein wahres Kursdesaster erlitten Novo Nordisk. Ihr Kurseinbruch um 20 Prozent sorgte dafür, dass der Index der Phamawerte um 4 Prozent fiel. Der Index in Kopenhagen gab zweistellig nach. Die ersten Ergebnisse der Phase-III-Studie zu CagriSema von Novo Nordisk lieferten bei Adipositas einen enttäuschenden Gewichtsverlust und Bedenken zur Verträglichkeit. CagriSema enttäuschte nach Aussage der Jefferies-Analysten mit einem absoluten Gewichtsverlust von 20,4 Prozent, was auf mögliche Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit und Patiententreue hinweise. Eine Umfrage der Analysten unter Investoren hatte einen erwarteten Gewichtsverlust von 25 bis 27 Prozent bei gastrointestinaler Verträglichkeit ähnlich wie bei Wegovy ergeben. Die Jefferies-Prognose für Spitzenumsätze von CagriSema lag bei 7,75 Milliarden Dollar und damit deutlich unter dem Konsens von über 20 Milliarden Dollar. Im Sog von Novo Nordisk brachen Gerresheimer um mehr als 7 Prozent ein. Schott Pharma schlossen dagegen 1,1 Prozent fester. VW gewannen 1,7 Prozent auf 88,80 Euro. Sollte der Kurs über 90 Euro steigen, wären aus technischer Sicht die jüngsten Verkaufssignale negiert. Wie sich am Vortag bereits abgezeichnet hat, müssen Covestro den DAX verlassen, nachdem sich Adnoc aus Abu Dhabi 91,3 Prozent der Anteile gesichert hat. Ersetzt werden sie durch Fresenius Medical Care (FMC), die wie auch Covestro unverändert schlossen. Den Platz von FMC im MDAX nimmt die Aktie von Deutsche Wohnen ein, deren Stelle im SDAX wiederum die Aktien von LPKF Laser (+1,1%) übernehmen. Die Änderungen treten mit Handelsbeginn am 27. Dezember in Kraft.
USA
Die US-Börsen haben sich am Freitag etwas von ihren jüngsten Abgaben erholt, nachdem Inflationsdaten günstig ausgefallen waren und die Zinssorgen linderten, die der falkenhafte Ausblick der US-Notenbank vom Mittwoch geschürt hatte. Die politischen Turbulenzen in den USA liessen die Kurse gegen Ende der Sitzung aber einen grossen Teil ihrer Gewinne abgeben. Der Dow-Jones-Index stieg um 1,2 Prozent auf 42.840 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite verbesserten sich um 1,1 und 1,0 Prozent. An der Nyse trafen 2.049 (Donnerstag: 955) Kursgewinner auf 762 (1.857) -verlierer. Unverändert schlossen 47 (53) Titel. Der grosse Verfalltag am Terminmarkt belastete nicht. Unter den Einzelwerten gingen Fedex knapp behauptet aus dem Handel. Zwar legte der Logistiker durchwachsene Quartalszahlen vor und senkte noch dazu den Ausblick für das Geschäftsjahr. Stützend wirkte jedoch die Nachricht, dass der Konzern seine Frachttransportsparte ausgliedern will. Damit will Fedex, die unverändert mit einer schwächeren Nachfrage in den USA zu kämpfen hat, die Unternehmensstruktur straffen. Nike gaben 0,2 Prozent ab. Der Sportartikelhersteller schnitt zwar mit seinen Geschäftszahlen besser als gedacht ab, verschreckte aber mit einem düsteren Umsatzausblick auf die dritte Periode klar unter Marktschätzung. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk enttäuschte mit Studiendaten zu CagriSema – einem Adipositas-Medikament der nächsten Generation. Da US-Wettbewerber Eli Lilly auch auf dem Markt für Abnehmmittel aktiv ist, stiegen deren Titel um 1,3 Prozent. Anleger sahen den US-Pharmakonzern nun im Vorteil.
Asien
Zum Start in die neue Woche geht es an den Börsen in Ostasien und Australien nach oben. In Tokio legt der Nikkei-225-Index um 1,2 Prozent zu auf 39.180 Punkte. Im Fokus am japanischen Aktienmarkt steht ein möglicher Zusammenschluss von Honda und Nissan. Wie der Sender NHK berichtet, könnten schon am Montag offiziell Verhandlungen über eine Fusion aufgenommen werden.
Obligationen
Am US-Anleihemarkt konnten Treasuries wieder Boden gutmachen, nachdem sie in den beiden vorangegangenen Sitzungen stark gefallen waren. In der Folge fiel die Rendite der zehnjährigen Benchmark-Note, die sich entgegengesetzt zu ihrem Kurs bewegt, um 4,6 Basispunkte auf 4,524 %.
Analyse
JPM erhöht Fraport auf Overw. (Neutral)/Ziel 66 (59) EUR – Händler
Barclays senkt Uniper-Ziel auf 35 (37) EUR/Underw. – Händler
DZ senkt Hornbach-Ziel auf 92 (95) EUR – Kaufen
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