Von Stefan KIRSCH
Veröffentlicht am Mon, 12.05.2025 - 00:00
Mit einem positiven Start in die neue Handelswoche rechnen Marktstrategen am Montag. Grund sind versöhnlichere Worte im Zollstreit zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump hat den Beginn der Zoll-Gespräche mit China in Genf als "vollständigen Neustart" gepriesen. Zwar werden die US-Angaben dazu wie üblich übertrieben, denn von einem "Deal" ist man weit entfernt, jedoch sollen die Gespräche zumindest fortgesetzt werden. Mit Spannung wartet der Markt nun auf ein gemeinsames Statement von China und den USA, dass für den Verlauf des Montags angekündigt ist. Chinas Vize-Präsident He Lifeng erklärte dazu, man habe sich zumindest auf einen Mechanismus zur Fortführung von Gesprächen geeinigt; diese seien "konstruktiv" verlaufen. Entsprechend unaufgeregt reagieren Chinas Börsen Hongkong und Shenzen und liegen bis knapp 1 Prozent im Plus. US-Verhandlungsleiter Scott Bessent sprach von "substanziellen Fortschritten“. Kurstreibend auf die Börsen dürfte dabei vor allem das offensichtliche Einknicken von US-Präsident Trump wirken. Vor dem Wochenende sagte er, dass Zölle um die 80 Prozent "richtig aussehen" würden. "Trump hat damit einen Richtungswechsel bei den Zöllen vorgegeben. Dies signalisiert dem Markt, dass es nach den aktuell 145 Prozent keine weitere Eskalation geben wird", kommentierte ein Experte.
Mit einem leichten Plus hat der schweizerische Aktienmarkt den letzten Handelstag der Woche beendet. Der SMI gewann 0,2 Prozent auf 12.087 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 16 Kursgewinner und 4 -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 17,82 (zuvor: 19,79) Millionen Aktien. Die Aktien der drei defensiven Index-Schwergewichte zeigten sich uneinheitlich. Während es für die Aktien von Nestlé um 0,5 Prozent nach oben ging, reduzierten sich die Titel von Novartis (-0,5%) und Roche (-1,2%). Die Aktien von Lonza legten um 2,2 Prozent zu. Der Bericht zum ersten Quartal wurde von den Analysten von Vontobel positiv bewertet - das Geschäft entwickle sich gut. Die Geschäftsbereiche "Capsules" und "Bioscience" zeigten zudem erste Erholungsanzeichen. Der Ausblick sei bestätigt worden. Langfristig sehen die Analysten Lonza als klaren Profiteur von Outsourcing-Trends in der Pharmaproduktion. Für die Papiere von Sonova ging es nach den Ergebnissen für das Geschäftsjahr 2024/25 um 3,0 Prozent aufwärts.
Europa
An den europäischen Aktienmärkten herrschte auch am Freitag Kauflaune. Der DAX stieg gleich zu Handelsbeginn erstmals über 23.500 Punkte. Zum Schluss stand ein Plus von 0,6 Prozent auf 23.499 Punkte zu Buche, ein neues Rekordhoch markierte der Index im Verlauf bei 23.543 Punkten. Seit Jahresbeginn hat er nun um rund 17 Prozent zugelegt. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,4 Prozent auf 5.310 Punkte nach oben. Commerzbank stiegen um 4,4 Prozent. Die Bank hat einen überzeugenden Jahresauftakt hingelegt und unter dem Strich mehr verdient und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Nettogewinn stieg um 12 Prozent auf 834 Millionen Euro. Krones legten um 2,5 Prozent zu. Die vorgelegten Geschäftszahlen stufte ein Marktteilnehmer als "stark" ein. Die Projektpipeline sei nach wie vor gut gefüllt. "Ein starkes erstes Quartal mit einem Ergebnis über den Erwartungen in allen Bereichen", hiess es von Jefferies zur Geschäftsentwicklung von IAG im ersten Quartal. Für die Aktie ging es um 2,8 Prozent nach oben. Mediobanca stiegen nach Zahlenvorlage für das dritte Quartal um 5,4 Prozent. Positiv stellten die Analysten von Jefferies das Nettoergebnis heraus, das 8 Prozent über den Konsenserwartungen lag. Abschläge wegen des Dividendenabzugs verzeichneten im DAX Allianz und MTU.
USA
Nach einem volatilen Verlauf haben die Indizes an der Wall Street am Freitag mit kleinen Verlusten geschlossen. Der Dow-Jones-Index gab um 0,3 Prozent auf 41.249 Punkte nach. Der S&P-500 büsste 0,1 Prozent ein, der Nasdaq-Composite schloss praktisch unverändert. An der Nyse gab es nach ersten Zählungen 1.549 (Donnerstag: 1.832) Kursgewinner und 1.176 (936) -verlierer. 90 (67) Titel schlossen unverändert. Unter den Einzelaktien stürzten Expedia um 7,3 Prozent ab. Die digitale Reiseplattform hat im ersten Quartal eine schwächere Nachfrage nach Reisen in und aus den USA als erwartet verzeichnet. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung von CEO Ariane Gorin fortsetzen. Der Fahrdienstvermittler und Uber-Konkurrent Lyft erreichte derweil dank höherer Nutzerzahlen die Gewinnzone, was der Aktie zu einem Plus von 26,1 Prozent verhalf. Pinterest machten einen Satz von 4,9 Prozent, nachdem das Unternehmen mit dem Umsatz die Erwartungen von Analysten übertroffen hatte. Derweil hat der CEO von Microchip Technology das Ende des Abschwungs seiner Branche ausgerufen. Für die Aktie ging es daraufhin 12,6 Prozent aufwärts. Besser als erwartet haben Cloudflare (+6,6%) und Trade Desk (+18,6%) im Quartal abgeschnitten. Die Zahlen von Coinbase lagen nur leicht über den Markterwartungen; die Aktie verlor dennoch 3,5 Prozent.
Asien
Die Börsen in Ostasien zeigen sich am Montag im Handelsverlauf überwiegend freundlich. Für Zuversicht sorgen Berichte, wonach es bei den US-chinesischen Sondierungesprächen am Wochenende in der Schweiz Fortschritte gegeben haben soll. Details hierzu sollen im Tagesverlauf mitgeteilt werden, so die US-Seite. In Hongkong legt der HSI um 0,9 Prozent zu, der Shanghai-Composite kommt um 0,4 Prozent voran. Im südkoreanischen Seoul steigt der Kospi um 0,5 Prozent, der Nikkei-225-Index in Tokio bleibt nach seinem kräftigen Plus vom Freitag zurück, er gibt 0,1 Prozent ab auf 27.452 Zähler. Zu den Gewinnern in Tokio gehören vor dem Hintergrund der US-chinesischen Fortschritte Chipaktien wie Renesas Electronics (+3,0%) oder Advantest (+6,7%). Arzneimittelaktien tendieren dagegen schwächer, nachdem Präsident Trump angekündigt hat, eine Durchführungsverordnung zur Senkung der Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente zu unterzeichnen. Chugai Pharmaceutical verbilligen sich um 9,9 und Daiichi Sankyo um 7,5 Prozent.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen am Freitag nach ihrem starken Anstieg am Vortag nur leicht auf 4,39%, während die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen um 1 Basispunkt (0,01 Prozentpunkte) auf 3,9% zulegte.
Analyse
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