Von Benjamin BILARD
Veröffentlicht am Wed, 11.06.2025 - 00:00
Die Unterhändler der USA und Chinas haben in London zwei Tage intensiver Gespräche mit einem Rahmenabkommen abgeschlossen, das ihren Angaben zufolge den Handelsfrieden den beiden grössten Volkswirtschaften wiederherstellen und die Spannungen zwischen ihnen abbauen soll. Vertreter beider Länder erklärten, das Rahmenabkommen würde im Wesentlichen eine Vereinbarung wiederherstellen, auf den sie sich vergangenen Monat in der Schweiz geeinigt hatten. Diese sah vor, dass beide Seiten ihre Zölle senken, und basierte zum Teil auf Pekings Versprechen, Lizenzen für den Export von Seltenen Erden zu beschleunigen, während die Unterhändler weiter verhandelten. "Die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt haben sich per Handschlag auf einen Rahmen geeinigt", sagte US-Handelsminister Howard Lutnick. "Wir werden mit der Umsetzung dieses Rahmens beginnen, sobald Präsident Trump zugestimmt hat, und die Chinesen werden die Zustimmung von Präsident Xi erhalten, und das ist der Prozess." Ein ranghoher chinesischer Unterhändler, Li Chenggang, nickte zu Lutnicks Bemerkungen und sagte, die beiden Seiten seien sich "im Prinzip einig". Die Verhandlungsführer gaben nicht im Detail bekannt, worauf sie sich als Teil des Rahmens geeinigt hatten.
Belastet von deutlichen Abschlägen bei der Aktie der UBS hat der schweizerische Aktienmarkt am Dienstag knapp behauptet geschlossen. Neben der UBS-Schwäche drückte auch der Abschlag von 0,7 Prozent beim defensiven Schwergewicht Nestlé. Die schwer gewichteten Pharmatitel Roche (+0,6%) und Novartis (+0,5%) verhinderten höhere Verluste des Leitindex. Der SMI verlor 0,1 Prozent auf 12.352 Punkte. Unter den 20 SMI-Werten standen sich 14 Kursgewinner und sechs -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 25,02 (zuvor: 20,16) Millionen Aktien. Das Geschehen konzentrierte sich auf die UBS, der Kurs stürzte um 4,8 Prozent ab. Die Bank hatte sich gegen die Vorschläge gestellt, die Kapitalausstattung zu verbessern. Die UBS schätzt den zusätzlichen Kapitalbedarf auf 24 Milliarden US-Dollar. Nach einer Hochstufung durch Barclays kletterten Holcim um 1,9 Prozent. Nach Erhalt eines Grossauftrags zogen ABB um 0,9 Prozent an. SGS (-0,2%) kauft das niederländische Unternehmen Ecoloss für einen nicht genannten Betrag. Unter den kleineren Werten stiegen SoftwareOne um 8 Prozent. Der IT-Anbieter rechnet mit dem Abschluss der Übernahme des norwegischen IT-Dienstleisters Crayon Anfang Juli. Nach einem positiven Analystenkommentar durch Berenberg kletterten Tecan um 5,5 Prozent. Molecular Partners (+2,7%) baut Personal ab.
Europa
An Europas Börsen hat sich am Dienstag keine einheitliche Tendenz durchgesetzt. Der DAX fiel um 0,8 Prozent auf 23.988 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verlor 0,1 Prozent auf 5.415 Punkte. Zeitweise stellte der Bankensektor die fünf schwächsten Aktien im gesamteuropäischen Stoxx-50-Index. UBS verloren mit den geforderten hohen Kapitalanforderungen 4,8 Prozent, und im Sog gaben auch Santander, BNP Paribas, Sanpaolo Intesa sowie der Unicredit um bis zu 2,8 Prozent nach. Im DAX verloren Commerzbank 0,9 Prozent. Weiter kräftigen Druck gab es auf die Rüstungsaktien. Renk fielen um 11,7 Prozent, Rheinmetall um 5,8 Prozent und Hensoldt um 6,1 Prozent. Bei Thales und Leonardo ging es um bis zu 6,3 Prozent nach unten. Im Pharmabereich lagen Novo Nordisk weiter auf Erholungskurs. Die Aktie gewann 6 Prozent und notierte mit 519,80 Kronen erstmals seit Ende März wieder deutlicher über der Marke von 500 Kronen. Händler verwiesen auf den Einstieg von Parvus Asset Management, einem so genannten aktivistischen Investor. Dieser habe ein Paket von 3 Prozent an Novo Nordisk erworben. Auf Erholungskurs lagen auch die Autoaktien. Porsche AG erholten sich um 3,4 Prozent, VW stiegen um 1,2 Prozent und Daimler Truck um 1,1 Prozent.
USA
Die Hoffnung auf eine Beilegung des Handelskonflikts zwischen den USA und China hat am Dienstag die Wall Street gestützt. Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 42.867 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 0,5 bzw. 0,6 Prozent. Unter den Einzelwerten stieg der Disney-Kurs um 2,7 Prozent. Der Medienkonzern hatte einen langwierigen Streit mit der Comcast-Sparte NBCUniversal über den fairen Wert von Hulu beigelegt. International Business Machines (IBM) plant den ersten grossen Quantencomputer. Er soll noch vor Ende des Jahrzehnts im IBM-Datenzentrum entstehen. Er soll die 20.000-fache Rechenleistung eines aktuellen Quantencomputers besitzen. Der Kurs gewann 1,6 Prozent. McDonald's verloren nach einem weiteren negativen Analystenkommentar 1,4 Prozent - Redburn Atlantic hatte die Aktie des Schnellrestaurantbetreibers auf "Verkaufen" abgestuft. Uber Technologies (-0,8%) will zusammen mit Wayve Technologies in London den Einsatz vollständig autonomer Fahrzeuge auf öffentlichen Strassen erproben. J.M. Smucker brachen um 15,6 Prozent ein, nachdem der Lebensmittelkonzern mit einem schwachen Ausblick verschreckt hatte. Casey's General Stores schossen nach positiven Viertquartalszahlen um 11,6 Prozent nach oben. Insmed haussierten um 28,7 Prozent nach erfolgversprechenden Studienergebnissen. Calavo Growers stürzten nach enttäuschenden Zweitquartalszahlen um 16,3 Prozent ab.
Asien
An den Börsen in Ostasien dominieren am Mittwoch positive Vorzeichen, nachdem Fortschritte in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China vermeldet wurden. Demnach wurde ein Rahmenabkommen vereinbart, dem allerdings noch US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping zustimmen müssen. In Tokio steigt der Nikkei-225-Index um 0,5 Prozent auf 38.384 Punkte. Der Composite-Index gewinnt in Shanghai 0,5 Prozent, für den Hang-Seng-Index in Hongkong geht es um 1,0 Prozent aufwärts. In Seoul legt der Kospi um 0,9 Prozent zu. Angeführt werden die Märkte der Region von Technologiewerten. Berichten zufolge sieht das Rahmenabkommen die Aufhebung einiger Exportbeschränkungen von US-Technologie nach China vor. In Seoul verteuern sich die Aktien des Chipkonzerns SK Hynix um 3,9 Prozent. Index-Schwergewicht Samsung Electronics steigen um 0,9 Prozent. In Tokio gewinnen Advantest 0,6, Tokyo Electron 3,9 und Renesas 1,7 Prozent. An der Börse in Hongkong legen Alibaba um 1,5 Prozent zu.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt fielen die Renditen am langen Ende des Marktes. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen verlor am Dienstag 2 Basispunkte auf 4,47 Prozent. Eine Auktion dreijähriger US-Staatsanleihen im Volumen von 58 Milliarden Dollar sorgte für Erleichterung, bewegte den Sekundärmarkt aber kaum. Die Emission war auf eine solide Nachfrage gestossen, gleichwohl verlangten Anleger eine etwas höhere Rendite als zuvor. Zuletzt hatte eine schwach verlaufene Auktion 20-jähriger Schuldtitel für Unruhe am Rentenmarkt gesorgt.
Analyse
Kursziel Accelleron: UBS erhöht auf 55,80 (52,90) CHF - Buy
Rating Holcim: Barclays erhöht auf Overweight (Underweight) - Ziel 109 (84) CHF
Rating Tecan: Berenberg nimmt mit Buy und Ziel 220 CHF wieder auf