Von Thomas BIANCATO
Veröffentlicht am Mon, 16.06.2025 - 00:00
Einige der grössten US-Handelskonzerne prüfen, wie sie Stablecoins ausgeben oder verwenden können. Dadurch könnten sie die grossen Mengen an Bargeld- und Kartentransaktionen, die sie abwickeln, aus dem traditionellen Finanzsystem herausnehmen und Milliarden von Dollar an Gebühren sparen. Walmart, Amazon.com und andere multinationale Konzerne haben kürzlich untersucht, ob sie ihre eigenen Stablecoins in den USA ausgeben können, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Die Expedia Group und andere grosse Unternehmen wie Fluggesellschaften haben ebenfalls mögliche Bemühungen zur Ausgabe von Stablecoins diskutiert, sagten einige der Personen. Ein Schritt zur Einführung eines Zahlungssystems durch Walmart oder Amazon, das das traditionelle Zahlungssystem umgeht, würde die Banken in den USA aufschrecken lassen. Mit riesigen Kunden- und Mitarbeiter-Netzwerken, Unmengen von Daten und weit weniger strengen Vorschriften werden Einzelhandels- und Technologieunternehmen seit langem als besondere Bedrohung für Banken angesehen, einschliesslich regionaler und kommunaler Kreditgeber.
Im Verbund mit den globalen Aktienbörsen hat am Freitag auch der schweizerische Aktienmarkt Federn gelassen. Die Eskalation im Nahen Osten drückte weltweit die Aktienkurse. Der SMI fiel um 1,4 Prozent auf 12.146 Punkte. Alle 20 SMI-Werte verbuchten Abschläge. Umgesetzt wurden 19,03 (zuvor: 18,27) Millionen Aktien. Lokale Themen spielten am schweizerischen Aktienmarkt zum Wochenschluss keine Rolle, wie Händler bestätigten. Zyklische und konjunkturabhängige Werte verloren tendenziell stärker als defensive. Im Luxusgütersektor fielen die Abschläge besonders üppig aus, so verloren Richemont und ausserhalb des SMI Swatch jeweils 2,8 Prozent. Europaweit standen Papiere mit Bezug zu Reisetätigkeit unter Druck, in der Schweiz büssten Flughafen Zürich 3,5 und Avolta 2,6 Prozent ein. Wacker schlugen sich angesichts der geopolitischen Spannungen und möglichen Auswirkungen auf den globalen Handel die Logistiktitel von Kühne + Nagel mit einem Abschlag von nur 0,7 Prozent.
Europa
Die Eskalation im Nahen Osten hat am Freitag zu schwachen Kursen an den europäischen Börsen geführt. Die Marktreaktionen waren aber deutlich gedämpfter als noch in der Nacht befürchtet worden war. "Der DAX kommt mit einem blauen Auge davon", so ein Marktteilnehmer. Die Ölpreise legten um rund 5 Prozent zu, in der Nacht waren sie aber schon zweistellig gestiegen. Der Goldpreis stieg um gut 1 Prozent. Auf der Aktienseite fiel der DAX um 1,1 Prozent auf 23.516 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 1,3 Prozent auf 5.290 Punkte nach. "Es gibt keine Panik, das ist ein gutes Zeichen", sagte ein Händler. Kursgewinner bei Europas Branchen waren die Energie-Werte mit 0,6 Prozent Plus. BP stiegen um 1,5 Prozent, Shell um 0,8 Prozent und Totalenergies um 0,1 Prozent. Im Fahrwasser waren auch ausgewählte Versorger gefragt, so RWE, die um 1 Prozent vorrückten, oder Engie mit einem Plus von 1,3 Prozent. Kursverlierer waren wie erwartet die Aktien der Fluglinien. Der Reisesektor fiel um 2,1 Prozent. Die Schwergewichte wie Lufthansa, Air France-KLM und IAG gaben bis zu 4,7 Prozent nach. Tui fielen um weitere 3,4 Prozent, Fraport trotz relativ guter Verkehrzahlen um 3,5 Prozent. Unter Druck standen auch die Autotitel, deren Stoxx-Branchenindex 2,2 Prozent nachgab. VW, Mercedes-Benz, BMW und Porsche AG verloren bis zu 2,6 Prozent, Stellantis gaben in Paris 3,4 Prozent ab.
USA
Die Wall Street ist am Freitag den internationalen Börsentrends gefolgt und hat mit der Eskalation im Nahen Osten nur ein Thema gekannt. Israel reagierte mit Luftangriffen auf Atom- und Militäranlagen im Iran, nachdem der Mullahstaat zuletzt keine Anstalten gemacht hatte, bei seinem Atomprogramm Kompromissbereitschaft zu zeigen. Israels Angriff auf den Iran hatte Investoren dazu veranlasst, in sichere Anlagen wie Gold zu flüchten - Rütungs- und Energieaktien profitierten. Die Indizes weiteten ihre Verluste im weiteren Handelsverlauf deutlich aus. Der Dow-Jones-Index ging mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 42.198 Punkte aus dem Handel. Der S&P-500 büsste 1,1 Prozent ein und der Nasdaq-Composite sank um 1,3 Prozent. An der Nyse wurden nach vorläufigen Angaben 523 Kursgewinner (Donnerstag: 1.569) und 2.275 (1.184) -verlierer gezählt. Unverändert schlossen 29 (85) Titel. Am Aktienmarkt waren Rüstungswerte mit den Nahost-Schlagzeilen gesucht. Northrop Grumman gewannen rund 4 Prozent und Lockheed Martin 3,6 Prozent. Im Windschatten der steigenden Ölpreise zogen Energieaktien an. Chevron legten um 0,7 Prozent zu und Exxon Mobil um 1,5 Prozent. Schlumberger verbessern sich um 1,8 Prozent und Halliburton um 5,5 Prozent. Dagegen belasteten das teurere Öl die Aktien des Luftfahrt- und Touristiksektors. United Airlines verbilligten sich um 4,4 Prozent und Carnival um 4,9 Prozent. Auf der Boeing-Aktie (-1,6 Prozent) lastete weiterhin der Absturz einer Boeing der Air India am Donnerstag. Adobe-Aktien konnten sich der negativen Stimmung nicht entziehen, obwohl das Unternehmen überraschend gute Geschäftszahlen vorgelegt und den Ausblick erhöht hatte. Nach Meinung der Analysten von Melius ist der Ausblick jedoch mehr Schein als Sein. Die Aktie sackte um 5,3 Prozent ab.
Asien
Die militärische Eskalation zwischen Israel und Iran wird an den Aktienmärkten in Ostasien und Australien am Montag entspannter gesehen als noch am Freitag. In Tokio steigt der Nikkei-225-Index um 1,1 Prozent, gestützt auch davon, dass von der am Dienstag beginnenden Sitzung der japanischen Notenbank zunächst keine weitere Zinserhöhung erwartet wird.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt spielte das Thema Staatsverschuldung auch zum Wochenschluss noch immer eine prominente Rolle und US-Staatsanleihen wurden tendenziell verkauft. Die Zehnjahresrendite stieg um 6 Basispunkte auf 4,42 Prozent.
Analyse
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