Von Thomas BIANCATO
Veröffentlicht am Wed, 18.06.2025 - 00:00
Eli Lilly erwirbt Verve Therapeutics für zunächst rund 1 Milliarde US-Dollar und erweitert damit sein Portfolio um ein potenzielles Medikament zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Rahmen der Vereinbarung wird das Pharmaunternehmen alle ausstehenden Aktien des Gen-Editing-Startups für 10,50 Dollar pro Stück erwerben, teilten die Unternehmen mit. Lilly zufolge könnten darüber hinaus bis zu 300 Millionen Dollar für Verve fällig werden, abhängig davon, dass das führende Produkt des Unternehmens bestimmte klinische Meilensteine erreicht. Damit bestätigte das Unternehmen einen Bericht der Financial Times vom Dienstag. Der Kaufpreis entspricht einem Aufschlag von etwa 113 Prozent auf den volumengewichteten 30-Tage-Durchschnittskurs der Verve-Aktie zum Börsenschluss am Montag. Der Abschluss der Transaktion wird für das dritte Quartal erwartet. Alle Verve-Aktien, die nicht im Rahmen des Angebots angedient werden, will Lilly anschliessend zu demselben Preis erwerben.
Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag weiter klar zurückgekommen. Der SMI schloss letztendlich 0,69 Prozent tiefer bei 12'007,06 Punkten. Damit hielt er sich knapp über der Marke von 12'000 Zählern, nachdem er am Morgen kurz nach der Eröffnung im Tagestief bis auf 11'963 abgerutscht war und bis zum Hoch nur rund anderthalb Stunden später bei 12'095 über 130 Punkte zurückeroberte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, ermässigte sich um 0,65 Prozent auf 1962,82 und der breite SPI um 0,62 Prozent auf 16'606,67 Zähler. 26 SLI-Werte gaben ab und lediglich vier legten zu. Am Schluss belasteten alle drei Schwergewichte Nestlé (-0,3%), Roche (-0,5%) und Novartis (-0,8%) den Index. Bei Roche hat dabei das Kursvorzeichen am Dienstag mehrfach gewechselt. Der Pharmakonzern erlitt zwar einen Rückschlag: In einer zulassungsrelevanten Studie mit dem Blutkrebs-Medikament Venclexta wurde der primäre Endpunkt nicht erreicht. Die Ergebnisse der Studie haben aber keinen Einfluss auf die bereits zugelassenen Indikationen oder laufende Studien. Pharmaforschung sei eben ein hartes Geschäft, in dem es mehr Rückschläge als Erfolge gebe, hiess es am Markt.
Europa
An den europäischen Aktienmärkten haben die Kurse am Dienstag wieder nachgegeben. Der DAX verlor 1,1 Prozent auf 23.435 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1 Prozent nach unten. "Nach 20 Prozent DAX-Plus in diesem Jahr und zusätzlichen 10 Prozent Währungsgewinn für Anleger aus dem Dollar-Raum führt die geopolitische Verunsicherung zu Gewinnmitnahmen", so ein Händler. Bei den Einzeltiteln im DAX stiegen MTU um 1,7 Prozent. Laut Aussagen auf dem Kapitalmarkttag soll der Umsatz in diesem Jahr auf 8,6 bis 8,8 Milliarden Euro wachsen, bisher war MTU von 8,3 bis 8,5 Milliarden Umsatz ausgegangen. Der Kurs notierte zeitweise auf dem höchsten Stand seit knapp zwei Wochen und nur noch knapp unter dem Allzeithoch von 361,70 Euro. Auf der anderen Seite verloren Fresenius Medical Care zu ihrem Kapitalmarkttag 4,5 Prozent. Deutsche Telekom fielen um 2,1 Prozent. Die japanische Softbank Group hat sich von 21,5 Millionen Aktien der Telekom-Tocher T-Mobile US getrennt. Commerzbank gaben um 4,3 Prozent nach. BASF gewannen 0,3 Prozent, hier stützte das Öl- und Gasgeschäft des Konzerns den Kurs, wie ein Händler sagte. Gefragt waren auch Immobilienwerte: Vonovia zogen um 1 Prozent an, Aroundtown um 1,8 Prozent.
USA
Der Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahostkrieg hat am Dienstag die US-Börsen belastet. US-Präsident Trump hatte die Hoffnungen des Marktes auf eine Deeskalation zunichte gemacht. Er rief den Iran zur bedingungslosen Kapitulation auf und erklärte, der iranische Luftraum sei vollständig unter Kontrolle. Der Präsident berief seine Sicherheitsberater ein, wie Regierungsvertreter berichteten. Er erwäge eine Reihe von Möglichkeiten, darunter einen US-Militärschlag gegen den Iran. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Von Panik an der Börse konnte aber nicht die Rede sein; die Verluste hielten sich in Grenzen. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,7 Prozent auf 42.216 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,8 und 0,9 Prozent. Dabei wurden an der Nyse 898 (Montag: 1.794) Kursgewinner gesehen, denen 1.858 (984) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 64 (72) Titel. Sunrun stürzten um 40 Prozent ab, Enphase Energy und First Solar folgten mit Abschlägen von 24 und 18 Prozent. Republikaner im US-Senat hatten Änderungswünsche an Trumps Steuer- und Ausgabengesetz veröffentlicht, die bis 2028 Steuergutschriften für Solar-, Wind- und Energie abschaffen würden. Händler sprachen von einem drohenden Ende des Geschäftsmodells für die Branche. Lennar verloren nach durchwachsenen Geschäftszahlen 4,4 Prozent. Die durchschnittlichen Verkaufspreise des Hausbauers bleiben rückläufig. "Es ist eine positive Überraschung, dass das Unternehmen eine im Vergleich zum Vorquartal ungefähr gleichbleibende Bruttomarge prognostiziert, obwohl der durchschnittliche Verkaufspreis voraussichtlich im Vergleich zum Vorquartal sinken wird", urteilte Oppenheimer.
Asien
Erneut keine einheitliche Tendenz zeigen die Aktienmärkte in Ostasien und Australien im Handelsverlauf am Mittwoch. Die negative Vorgabe der Wall Street verpufft weitgehend, ebenso die weiterhin unsichere Lage in Nahost. US-Präsident Trump hat Iran zur Kapitulation aufgerufen und schliesst offenbar ein Eingreifen der USA nicht aus. Lediglich in Shanghai (-0,2%), vor allem aber in Hongkong (-1,2%) geben die Indizes nach. Im australischen Sydney tut sich bereits den dritten Tag in Folge gemessen am S&P/ASX-200 kaum etwas. In Seoul (+0,5%) und in Tokio, wo der Nikkei-225 um 0,7 Prozent zulegt, geht es dagegen den dritten Tag in Folge nach oben. In Tokio liegt das Marktbarometer damit auf einem Viermonatshoch.
Obligationen
Auf dem US-Anleihemarkt konnten Staatsanleihen nach den Kursverlusten der beiden vorangegangenen Handelstage wieder Boden gutmachen. In der Folge fiel die Rendite der zehnjährigen Benchmark-Anleihe, die sich entgegengesetzt zu ihrem Kurs entwickelt, um 6,5 Basispunkte auf 4,389 Prozent.
Analyse
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