Von Thomas BIANCATO
Veröffentlicht am Tue, 24.06.2025 - 00:00
Die Ausgliederung der nordamerikanischen Aktivitäten von Holcim bietet eine neue Möglichkeit, in das Baugeschäft zu investieren und gleichzeitig die von der Trump-Regierung angedrohten Zölle für die Branche weitgehend zu vermeiden. Die Aktien des in Chicago ansässigen Unternehmens Amrize legten am Montag an der New Yorker Börse um 1,2 % zu und stiegen nachbörslich um 0,4 % an. In Zürich hatte die Amrize-Aktie, die auch an der Nyse in den USA gehandelt wird, den ersten Handelstag zuvor mit 39,31 Franken deutlich unter dem am Freitag festgelegten Referenzpreis von 46,08 Franken beendet. Da Amrize den Grossteil seines Zements und anderer Materialien im Inland bezieht, wird das Unternehmen davon profitieren, wenn Zölle zu höheren Preisen für importierten Zement führen, sagte Anthony Codling, Leiter der Baustoffforschung bei RBC Capital Markets.
Der Aktienmarkt in Zürich hat sich am Montag weitgehend im Einklang mit jenen in den europäischen Nachbarländern gezeigt. Der SMI verlor 0,1 Prozent auf 11.855 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 11 Kursverlierer und 9 -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 20,39 Millionen Aktien, wieder deutlich weniger als zum Verfalltag am Freitag mit 70,18 Millionen. Unternehmensseitig war Holcim das Tagesthema Nummer eins mit der nun am Aktienmarkt umgesetzten Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts unter dem Namen Amrize. Im Zuge der Abspaltung wurde je Holcim-Aktie eine Amrize-Aktie zugeteilt. Das "ex Amrize" gehandelte Holcim-Papier verbilligte sich um 42,1 Prozent auf 54,98 Franken, weil der Wert der abgespaltenen Amrize vom alten Holcim-Kurs abgezogen wurde. Tagesgewinner waren Logitech mit einem Anstieg um 1,3 Prozent vor Swisscom (+1,2%). Schlusslicht waren - abgesehen von Holcim - ABB mit einem Minus von 1,9 Prozent. Roche legten ein halbes Prozent zu, nachdem der Pharmariese positive Phase-III-Studienergebnisse eines Krebs-Medikaments mitgeteilt hatte.
Europa
Die europäischen Aktienmärkte haben am Montag mit nur kleineren Verlusten auf den US-Militärschlag vom Wochenende auf iranische Atomanlagen reagiert. Auch am Ölmarkt und am Devisenmarkt verpufften anfänglich zumindest etwas stärkere Bewegungen wieder. Der DAX ging 0,3 Prozent tiefer aus dem Tag mit 23.269 Punkten, der Euro-Stoxx-50 büsste 0,2 Prozent ein. Sollte der Iran beabsichtigen und auch in der Lage sein, die Seestrasse von Hormus zu sperren, könnte sich die Lage über deutlicher steigende Ölpreise verschlechtern. Durch die Meerenge werden knapp 20 Prozent des weltweiten Ölbedarfs transportiert. Um weitere 3,1 Prozent nach oben ging es mit Eutelsat in Paris. Die Aktie des Satellitenbetreibers setzte ihre Erholungsrally fort, nachdem in der Vorwoche der Startschuss zu der notwendigen Kapitalerhöhung von knapp 1,4 Milliarden Euro gegeben worden war. Die französische Regierung wird die Erhöhung mittragen. Mutares schlossen 2,5 Prozent fester. Das Beteiligungsunternehmen will im Juni die schwedische Terranor Group AB an die Börse bringen, einen Betreiber von Strassen. Die Nachricht komme gut an, weil sie eine intakte Transaktionsdynamik zeige, hiess es. Die Mutares-Aktie wird nach einer zwischenzeitlichen Herausnahme wegen verpasster Fristen seit diesem Montag wieder im SDAX notiert.
USA
Einbrechende Ölpreise haben am Montag für Rückenwind am US-Aktienmarkt gesorgt. Die Preise für WTI und Brentöl verbilligten sich um rund 7 Prozent. Auslöser waren iranische Raketenangriffe auf US-Militärbasen in Katar und nicht etwa auf kritische Energieinfrastruktur oder Öltanker, die die Strasse von Hormus passierten. Weil Iran gegenüber Katar die Angriffe zudem angekündigt hatte und die Angriffsziele leicht zu verteidigen waren, machte sich die Hoffnung breit, dass es sich zudem eher um einen symbolischen und gesichtswahrenden Vergeltungsakt handelte. Tote oder Verletzte gab es nicht. Umgehend machte sich am Aktienmarkt Risikobereitschaft breit und die Indizes bauten ihre Gewinne aus. Der Dow-Jones-Index schloss 0,9 Prozent höher mit 42.582 Punkten. Der breite S&P-500 legte um 1,0 Prozent zu, die Nasdaq-Indizes um bis zu 1,1 Prozent. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 1.823 (1.459) Kursgewinner und 957 (1.322) -verlierer. Unverändert schlossen 52 (50) Titel. Gesucht waren nach den US-Luftschlägen zumindest vorübergehend Rüstungsaktien. Northrop Grumman verteuerten sich um 0,4 Prozent. Das Unternehmen stellt die B2-Bomber her, die bei den Angriffen mit bunkerbrechenden Bomben beteiligt waren. Boeing legten um 1,3 Prozent zu, Lockheed Martin um 0,4 Prozent. Im Ölsektor gaben Exxon um 2,6 und Chevron um 1,8 Prozent nach.
Tesla machten einen Satz um gut 8 Prozent. Der E-Autobauer startete am Sonntag seinen Robotaxidienst im texanischen Austin. Northern Trust rückten um 8,0 Prozent vor. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge ist die Bank of New York Mellon an dem kleineren Wettbewerber interessiert. New York Mellon gaben um 2,2 Prozent nach. Hims & Hers Health brachen um fast 35 Prozent ein, nachdem Novo Nordisk seine Partnerschaft mit dem Telemedizin-Unternehmen beendet hatte und Bedenken wegen "illegaler Massenpräparate und irreführendem Marketing" äusserte. Super Micro Computer litten unter der Ankündigung einer 2 Milliarden Dollar schweren, gewinnverwässernden Wandelanleihe. Der Kurs gab um knapp 10 Prozent nach. Fiserv zogen um 4,4 Prozent an. Das Finanztechnologieunternehmen plant, bis Ende des Jahres eine Plattform für Digitalwährungen zu starten. Der Chemietitel Dow büsste 3,2 Prozent ein, gedrückt von einer Verkaufsempfehlung durch BMO Capital . Wolfspeed knickten um 31,9 Prozent ein. Der Halbleiterhersteller hatte mitgeteilt, dass er voraussichtlich am oder vor dem 1. Juli einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen wird.
Asien
Deutlich nach oben geht es am Dienstagmorgen an den Börsen in Asien. Die Ankündigung eines Endes der israelischen Angriffe auf den Iran sorgt für entspannte Stimmung. Entsprechend sinken auch die Sorgen vor einer Ölpreisexplosion, die Asiens Wirtschaften schwer geschadet hätte. In Südkorea legt der Kospi 2,8 Prozent und in Thailand der Seti-Index 2,5 Prozent zu. In Taiwan und China (Hongkong) geht es bis zu 1,9 Prozent nach oben.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt sank die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen um 5,3 Basispunkte auf 4,321 %, während die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen laut FactSet-Daten am Montag um 7 Basispunkte auf 3,84 % fiel. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell bekräftigte erneut eine abwartende Haltung, bis mehr Klarheit darüber herrsche, wie sich die Zölle von Präsident Trump auf die Inflation auswirken werden.
Analyse
Rating Amrize: Vontobel startet mit Hold - Ziel 50 CHF
Kursziel BKW: UBS erhöht auf 190 (178) CHF - Buy
Rating Swiss Re: Morgan Stanley senkt auf Underweight (Equal Weight) - Ziel 130 (143) CHF