Von Thomas BIANCATO
Veröffentlicht am Thu, 26.06.2025 - 00:00
Die in New York notierte BP-Aktie legte am Mittwoch zeitweise um 10 Prozent zu, nachdem das Wall Street Journal berichtet hatte, dass der niederländische Ölkonzern Shell Gespräche über eine Übernahme seines britischen Rivalen aufgenommen habe. Laut der US-Zeitung führen Vertreter beider Unternehmen derzeit „aktive“ Gespräche, um eine Annäherung in Betracht zu ziehen, damit Shell besser mit Rivalen wie Exxon Mobil (stabil) und Chevron (-0,2%) konkurrieren kann. Shell hat derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 209 Mrd. US-Dollar, während BP weniger als 83 Mrd. US-Dollar aufweist. BP war zuletzt das Schlusslicht unter den grossen Ölkonzernen. Der Konzern hatte einen wenig erfolgreichen Vorstoss weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien unternommen und litt ausserdem jahrelang unter Umbrüchen im Management und Betriebskatastrophen. Der aktivistische Investor Elliott Investment Management, der mehr als 5 Prozent der BP-Aktien besitzt, drängt seit mindestens Februar auf Veränderungen. Ein Sprecher von Shell sagte jedoch, dass „keine Gespräche stattfinden“.
Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch fast alle Gewinne vom Vortag wieder abgegeben, als die Nachricht über einen Waffenstillstand für Kauflaune gesorgt hatte. Der SMI verlor 0,9 Prozent auf 11.880 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 13 Kursverlierer und 7 -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 18,99 (Dienstag: 23,44) Millionen Aktien. Holcim konnten das fast 7-prozentige Vortagesplus mit einem weiteren Anstieg um 1,0 Prozent bestätigen, womit sie auch SMI-Tagessieger waren. Das Papier des Baustoffherstellers wird seit Montag "ex Amrize" gehandelt. Unter dem Namen Amrize wurde das US-Geschäft gebündelt. Die Amrize-Aktie wird separat an der Börse in Zürich aber auch in den USA gehandelt. Einige Analysten hatten sich nach der Abspaltung positiv zu den Holcim-Aussichten geäussert. Amrize gaben aber nun um 4,0 Prozent nach, nachdem der Kurs am Vortag ebenfalls stark gestiegen war. Am Ende rangierte das Schwergewicht Nestlé mit einem kräftigen Minus von 2,7 Prozent, was den SMI massgeblich mit bremste. Givaudan büssten 1,9 und Sika 2,0 Prozent ein. Novartis gaben 0,4 Prozent ab. Dass der Pharmariese die Übernahme von Regulus Therapeutics nun abgeschlossen hat, sorgte für keinen Impuls. Regulus wird nun nach Unternehmensmitteilung eine indirekte hundertprozentige Tochtergesellschaft von Novartis. Die Ratingagentur Fitch bestätigte Unterdessen das "AA"-Rating von Novartis. Der Ausblick ist stabil.
Europa
Die europäischen Börsen haben am Mittwoch nach der Erleichterungsrally über den Waffenstillstand in Nahost vom Vortag eine Verschnaufpause eingelegt. Der DAX gab um 0,6 Prozent auf 23.498 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 um 0,9 Prozent auf 5.252 Punkte. Einen Crash erlebte die Aktie des französischen Zahlungsdienstleisters Worldline. Der Kurs stürzte um über 40 Prozent ab nach einem Bericht eines Recherche-Netzwerks, dem auch der "Spiegel" angehört, über mögliche Unregelmässigkeiten bei Payone, einer Tochtergesellschaft von Worldline und den deutschen Sparkassen. Der Kurs der Deutschen Post fiel um 1,5 Prozent im Sog von Fedex. Der US-Logistiker hatte einen enttäuschenden Ausblick vorgelegt. Seine Aktie büsste an der Wall Street rund 5 Prozent ein. Einen Kurssprung von fast 11 Prozent machten Babcock an der Londoner Börse. Dafür sorgten starke Geschäftszahlen und ein erhöhter Ausblick des stark im Rüstungsgeschäft tätigen Unternehmens. Andere Titel im Wehrtechniksektor erholten sich von den Gewinnmitnahmen des Vortages: Hensoldt stiegen um 5,9, Renk um 3,5 und Rheinmetall um 3,1 Prozent, womit letztere Hauptgewinner im DAX waren. In Mailand legten Leonardo um 2,7 Prozent zu, in Stockholm Saab um 3,7 Prozent. Die Kurse der ihre Fusion planenden Banken BBVA und Sabadell gaben in Madrid um 3,1 bzw. 2,1 Prozent nach, nachdem am Vortag von den Regulierungsbehörden schwerer liegende Auflagen gemacht worden waren. Händler sprachen teils gar von ein er Giftpille. Das habe auch die Übernahmefantasie um die Commerzbank durch Unicredit gedämpft, hiess es. Commerzbank gaben um 5,7 Prozent nach, Unicredit um 1,6 Prozent. Im Modesektor stiegen Burberry um 4,8 Prozent. Sowohl Morgan Stanley als auch HSBC haben die Kursziele erhöht.
USA
Nach der zweitägigen Erholungsrally in Reaktion auf die Entspannung und dann den Waffenstillstand in Nahost, ist die Aufwärtsbewegung an der Wall Street am Mittwoch ins Stocken geraten. Der eng gefasste Dow-Jones-Index gab um 0,2 Prozent auf 42.982 Punkte nach. Der S&P-500 bewegte sich kaum vom Fleck, die Nasdaq-Indizes legten um bis zu 0,3 Prozent zu. Nach ersten Zählungen gab es an der Nyse 854 (2.065) Kursgewinner und 1.910 (718) -verlierer. Unverändert schlossen 52 (50) Titel. Fedex hatte zwar Quartalszahlen vorgelegt, die besser ausfielen als erwartet. Allerdings enttäuschte der Paketdienstleister mit seinem Gewinnausblick. Die Aktie gab um 3,3 Prozent nach.Nvidia legten um 4,3 Prozent zu auf 154,31 Dollar und markierten im Handelsverlauf ein neues Allzeithoch mit 154,45 Dollar. Broadcom gewannen 0,3 und AMD 3,6 Prozent. Super Micro Computer verteuerten sich um 8,8 Prozent. Tesla erlebte im Mai in Europa erneut einen Absatzeinbruch, obwohl E-Autos insgesamt einen Zuwachs um 27 Prozent verzeichneten. Die Aktie gab um 3,8 Prozent nach. Ford (-2,3%) lagen ebenfalls schwach im Markt, ebenso General Motors (-1,8%). Blackberry erhöhte die Prognosen für das laufende Jahr. Der Kurs des Cybersicherheitsexperten schoss um 12,5 Prozent nach oben. Der Kurs des Startups Quantumscape machte einen Satz um 30,9 Prozent nach oben. Dem Unternehmen ist nach eigener Aussage der Durchbruch bei der Herstellung von Festkörperbatterien gelungen.
Asien
An den asiatischen Börsen setzt sich am Donnerstag keine einheitliche Tendenz durch. Während der Nikkei in Tokio 1,4 Prozent gewinnt, gibt der Kospi in Seoul um 1,2 Prozent nach. Auch die anderen Börsen tendieren uneinheitlich, allerdings in engen Grenzen. Fest tendieren Technologiewerte. In Tokio führen deshalb Chip- und Technologieaktien die Gewinnerliste an. Softbank Group legen um 4,6 Prozent zu, Advantest gewinnen 4,3 Prozent und Kioxia Holdings steigen um 1,9 Prozent. SK Hynix steigen gegen die schwache Tendenz in Seoul um 2,8 Prozent.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt sank die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen minimal auf 4,29 %. Zunehmende Spekulation über eine Zinssenkung in den USA - möglicherweise schon im Juli -befeuerten den Rentenmarkt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist auf 25 Prozent gestiegen, verglichen mit 13 Prozent vor Wochenfrist.
Analyse
Kursziel Richemont: JPMorgan senkt auf 178 (180) CHF - Overweight
Kursziel SGS: Jefferies senkt auf 90 (98) CHF - Hold
Kursziel Lonza: Goldman Sachs senkt auf 650 (660) CHF - Buy