Von Thomas BIANCATO
Veröffentlicht am Mon, 14.07.2025 - 00:00
Der Lebensmittelkonzern Kraft Heinz bereitet vermutlich seine eigene Aufspaltung vor. Das Unternehmen erwäge, einen grossen Teil seines Lebensmittelgeschäfts mit vielen Kraft-Produkten in eine neue Gesellschaft auszugliedern, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die neue Gesellschaft könnte dabei einen Wert von bis zu 20 Milliarden US-Dollar haben. Damit bliebe ein Unternehmen übrig, das Produkte wie Sossen und Brotaufstriche wie den namensgebenden Ketchup und die Dijon-Senfmarke Grey Poupon beherbergt. Kraft Heinz hatte ihren schneller wachsenden Angeboten wie scharfen Sossen, Dressings und Würzmitteln den Vorzug gegeben, die eher dem Verbrauchgeschmack entsprechen als verarbeitetes Fleisch und Käse. Kraft Heinz hofft, dass die beiden getrennten Unternehmen mehr wert sein werden als die derzeitige Kraft Heinz, die auf eine Bewertung von rund 31 Milliarden Dollar kommt. Eine Aufteilung könnte in den kommenden Wochen unter Dach und Fach gebracht werden, erklärten die informierten Personen weiter. Allerdings habe Kraft Heinz mit ihren Beratern auch andere Szenarien erörtert und der Board habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen.
Der schweizerische Aktienmarkt hat am Freitag mit deutlich Abgaben geschlossen und damit zu den europäischen Schlusslichtern gezählt. Der SMI fiel um 1,6 Prozent auf 11.937 Punkte. Unter den 21 SMI-Werten standen sich 20 Kursverlierer und ein -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 17,53 (zuvor: 20,64) Millionen Aktien. Der SMI umfasst bis zur nächsten Indexüberprüfung im September 21 statt 20 Aktien, nachdem Holcim sein Nordamerikageschäft unter dem Namen Amrize abgespaltet hat. Die jüngsten Zolldrohungen aus den USA belasteten europaweit die Luxusgüteraktien. Daran konnten auch starke Absatzzahlen von Brunello Cucinelli nichts ändern. Unter den lokalen Titel verloren Richemont vor den Bilanzkennziffern in der kommenden Woche 1,9 Prozent - Swatch verloren auch belastet durch negative Analystenkommentare 0,9 Prozent. Die Berichtssaison zum zweiten Quartal dürfte für die meisten Akteure im Luxussektor nicht positiv ausfallen, urteilte Analyst Adam Cochrane von der Deutschen Bank. Auch die defensiven Pharma-Schwergewichte hatten ihren Anteil an der Marktschwäche, Roche und Novartis sanken um 2,4 bzw. 3,0 Prozent. Anleger riefen sich die jüngsten Zolldrohungen von 200 Prozent auf US-Importe in Erinnerung. Die global agierende Nestle (-1,1%) sah sich ebenfalls mit Zollsorgen konfrontiert.
Europa
Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag mit Abgaben geschlossen. Marktteilnehmer sprachen nach den Allzeithochs bei DAX und FTSE-100 am Vortag von Gewinnmitnahmen. Das anstehende Wochenende beinhalte ein Schlagzeilenrisiko, entweder von Seiten der US-Zollpolitik oder der Geopolitik, hiess es. Der DAX fiel um 0,8 Prozent auf 24.255 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab 1,0 Prozent auf 5.383 Punkte ab. "Der DAX wartet auf den (Zoll-)Brief aus Washington", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Der Optimismus mit den neuen DAX-Rekorden weiche vor dem Wochenende der Sorge vor einer Zollüberraschung. Entsprechend fiel der Stoxx-Branchenindex der europäischen Automobilhersteller um 1 Prozent zurück, die Indizes der Banken, Chemiekonzerne und rohstoffnahen Basic Resources gaben um bis zu 1,9 Prozent nach. Gut hielten sich die Indizes der Versicherer und der Ölaktien, die um bis zu 0,7 Prozent zulegen. Auch die Berichtssaison beginnt langsam, Impulse zu liefern. Die DNB Bank (-8,8%) habe für das zweite Quartal schwächere Ergebnisse als erwartet gemeldet, urteilte Jefferies-Analyst Alexander Demetriou. Die DNB habe sowohl bei den Nettozinserträgen und Gebühren als auch beim Handel niedrigere Einnahmen als erwartet verzeichnet, während die Kosten etwas höher als gedacht gewesen seien. Der Sektor der Banken gehörte mit einem Abschlag von 1,9 Prozent zu den Verlierern, seit Jahresbeginn notiert er allerdings weiterhin über 30 Prozent im Plus.
USA
Nach den Allzeithochs am Vortag haben Anleger an der Wall Street am Freitag angesichts der jüngsten Entwicklungen im Zollstreit zu Gewinnmitnahmen geneigt. Nachdem US-Präsident Donald Trump Zölle von 35 Prozent auf Importe aus Kanada angekündigt hatte, fürchteten Anleger, dass andere Handelspartner mit ähnlich hohen Strafzöllen belegt würden. Da beim US-Präsidenten übers Wochenende wieder mit neuen Drohungen und Forderungen zu rechnen sei, bleibe das Schlagzeilenrisiko hoch und die Risikobereitschaft entsprechend niedrig, hiess es im Handel. Der Dow-Jones-Index sank um 0,6 Prozent auf 44.372 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite ermässigten sich um 0,3 bzw. 0,2 Prozent. An der Nyse wurden nach vorläufigen Angaben 792 (Donnerstag: 1.857) Kursgewinner gezählt, denen 1.984 (909) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 42 (56) Titel. Unter den Einzelaktien kletterten Nvidia nach dem Rekordhoch des Vortages um weitere 0,5 Prozent. Die Marktkapitalisierung blieb damit über der Marke von 4 Billionen US-Dollar. Die Titel des KI-Halbleiterspezialisten hatten in den vergangenen drei Monaten um über 50 Prozent angezogen. Die Aktien von Levi Strauss rückten um 11,2 Prozent vor, nachdem der Jeanshersteller für das erste Geschäftshalbjahr überraschend starke Zahlen vorgelegt und seine Jahresziele erhöht hatte.
Asien
Eine recht verhaltene Reaktion zeigen die Aktienmärkte in Ostasien und Australien auf die neuesten Zollankündigungen der USA vor allem gegenüber der EU. Überraschend gute chinesische Handelsdaten sorgen dagegen für leicht positive Vorzeichen an den Aktienmärkten in Shanghai (+0,4 Prozent) und Hongkong (+0,1 Prozent). So legten die Exporte im Juni um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, während Ökonomen lediglich mit einem Plus von 4,0 Prozent gerechnet hatten.
Obligationen
US-Anleihen waren trotz der neuerlich schlechten Nachrichten zum Zollstreit am Wochenschluss nicht gefragt. Sinkende Kurse liessen die Zehnjahresrendite um 7 Basispunkte auf 4,42 Prozent steigen.
Analyse
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