Von Stefan KIRSCH
Veröffentlicht am Mon, 08.09.2025 - 00:00
OpenAI arbeitet mit Broadcom an der Entwicklung massgeschneiderter Chips für künstliche Intelligenz (KI). Dieser Schritt könnte den Mangel an leistungsstarken Prozessoren beheben, die für das schnelle Trainieren und Veröffentlichen neuer ChatGPT-Versionen benötigt werden. Die Aktien von Broadcom stiegen am Freitag um fast 11 Prozent, nachdem das Unternehmen am Donnerstag während einer Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen bekannt gegeben hatte, dass es einen vierten grossen KI-Entwickler als Kunden gewonnen habe und dass dieser neue Kunde einen Auftrag über 10 Milliarden US-Dollar für KI-Server-Racks mit Broadcom-Chips erteilt habe. Bei dem neuen Kunden handelt es sich laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen um OpenAI. Die Financial Times hatte bereits zuvor über die Vereinbarung berichtet. OpenAI-CEO Sam Altman sagt seit Monaten, dass ein Mangel an Grafikprozessoren (GPUs) die Fortschritte seines Unternehmens bei der Veröffentlichung neuer Versionen seines Flaggschiff-Chatbots verlangsamt. Der Konzern hat sich in den vergangenen Jahren stark auf die sogenannten "Standard-GPU‘s" von Nvidia verlassen, dem grössten Anbieter im Bereich Chipdesign.
Mit einem kleinen Minus hat sich der schweizerische Aktienmarkt am Freitag ins Wochenende verabschiedet. Überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten untermauerten zwar Zinssenkungshoffnungen, schürten gleichzeitig aber auch Konjunkturskepsis. Der SMI verlor 0,1 Prozent auf 12.371 Punkte. Bei den 21 SMI-Werten standen sich zwölf Kursgewinner und neun -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 19,8 (zuvor: 17,17) Millionen Aktien. Belastet wurde der SMI von den am Donnerstag stark nachgefragten Schwergewichten Nestlé (-0,6%) und Roche (-0,5%). Die deutlichsten Abgaben verbuchten unter den Blue Chips die Aktien des Personaldienstleisters Adecco (-4.7%). Belastet hätten negative Äusserungen aus einer Branchenstudie von Exane BNP Paribas, sagten Marktbeobachter. Die Analysten hatten sich eher kritisch zur weiteren Geschäftsentwicklung der Gruppe geäussert. Ebenfalls schwach gingen die Papiere des Finanzkonzerns Swiss Life (-1.7%) aus dem Handel. Die Papiere liegen seit Jahresbeginn mit einem Plus von rund 20% aber immer noch sehr gut im Rennen.
Europa
Die europäischen Börsen sind leichter aus dem Freitag gegangen. Nachdem DAX und Euro-Stoxx-50 über weite Strecken stabil gehandelt worden waren, setzten im späten Geschäft Verkäufe ein. Der DAX verlor 0,7 Prozent auf 23.597 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 0,5 Prozent auf 5.318 Punkte nach. Unter Druck gerieten nach den Arbeitsmarktdaten und mit den fallenden Renditen vor allem Finanztitel. "Für die Banken und Versicherungen in Europa sind die flacheren Zinskurven eher schlecht", so ein Marktteilnehmer. Allianz fielen um 0,8 Prozent, Munich Re um 1,4 Prozent und die Deutsche Bank um 1,3 Prozent. Der europäische Stoxx-Index der Banken verlor 1,1 Prozent, der Index der Versicherer gab 0,6 Prozent ab. Noch stärker unter Druck gerieten die Öltitel, auch weil die US-Arbeitsmarktdaten auf eine Konjunkturschwäche hinweisen und damit auf eine geringere Ölnachfrage. BP fielen um 2,6 Prozent und Total um 1,8 Prozent. Der Stoxx-Index der Öltitel gab um 1,9 Prozent nach. Volkswagen kommt bei dem im Dezember beschlossenen Sparprogramm nach Einschätzung von Markenchef Thomas Schäfer gut voran. "Wir haben die Fabrikkosten, also die Aufwendungen, die direkt und indirekt für die Produktion unserer Autos anfallen, an den deutschen Standorten schon um mehr als 20 Prozent gesenkt", sagte der Manager der FAZ. VW notierten 0,8 Prozent höher.
USA
Konjunkturskepsis hat am Freitag an den US-Börsen Zinssenkungshoffnungen in den Hintergrund gedrängt. Hatten zunächst weiter nachgebende Rentenrenditen die Indizes auf Rekordhochs gehievt, gewannen nach den überraschend schwachen August-Arbeitsmarktdaten Konjunktursorgen die Oberhand, auch wenn die klare Abkühlung am US-Arbeitsmarkt endgültig die Weichen für eine US-Leitzinssenkung in der übernächsten Woche stellte, wie ein Marktteilnehmer sagte. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,5 Prozent auf 45.401 Punkte. Der S&P-500 sank um 0,3 Prozent; der Nasdaq-Composite beendete den Handel kaum verändert. Den 1.730 (Donnerstag: 2.038) Kursgewinnern standen 1.046 (723) -verlierer gegenüber, während 44 (83) Titel unverändert schlossen. Bereits zuvor hatten die jüngsten Anzeichen eines sich abkühlenden Jobmarktes die Zinssenkungsfantasien befeuert und die US-Börsen daher angetrieben. Der Markt preiste eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im September mit einer Wahrscheinlichkeit von 92 Prozent ein, eine um 50 Basispunkte mit 8 Prozent. "Dieser Arbeitsmarktbericht unterstützt zusätzliche und schnellere Zinssenkungen über September hinaus (...)", sagte Marktstratege Jeff Schulze von ClearBridge Investments. Lululemon Athletica hat zwar mit ihren Geschäftszahlen die Schätzungen überboten, der Sportartikelhersteller senkte jedoch den Ausblick zum zweiten Mal - der Kurs rauschte um fast 19 Prozent südwärts. Biontech zogen um 8,7 Prozent an. Das Mainzer Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Meilenstein in der Krebsforschung erreicht. Samsara, ein Software-Anbieter im Bereich der Flottenverwaltung, hatte im zweiten Quartal deutlich besser als gedacht abgeschnitten, der Kurs schnellte um 17,3 Prozent nach oben. Mit Guidewire Software (+20%) haussierte ein weiterer Software-Titel.
Asien
Die Aktienmärkte in Ostasien zeigen sich im Handelsverlauf am Montag etwas fester. Für Unterstützung sorgt die intakte Zinssenkungsfantasie in den USA, nachdem am Freitag der monatliche US-Arbeitsmarktbericht schwächer als erwartet ausgefallen war. Zu einer Sonderentwicklung kommt es in Tokio. Der Nikkei-225 legt um 1,3 Prozent zu auf 43.562 Punkte, nachdem Premier Shigeru Ishiba zurückgetreten und nur noch so lange im Amt ist, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Obligationen
Auch am US-Rentenmarkt spielten Anleger weiter die Karte Zinssenkung, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen rutschte mit den schwachen Arbeitsmarktdaten um weitere 9 Basispunkte auf 4,08 Prozent ab.
Analyse
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