Wenn Sie Warren Buffett sind, ist es wahrscheinlich eine gute Idee, Ihre Positionen aufzustocken, wenn die Marktpreise aufgrund eines plötzlichen Einbruchs der Finanzmärkte in den Keller gehen.
Wenn Sie es nicht sind, müssen Sie weiterdenken.
Bei fallenden Kursen in den Markt einzusteigen, ist eine klassische Strategie, die sich «Buy the Dip» nennt. Diese ist sinnvoll, wenn man in der Talsohle einsteigt, und die Märkte anschliessend wieder anziehen.
Oft ist es jedoch schwierig, sicherzustellen, dass es in Phasen rückläufiger Märkte nicht noch weiter nach unten geht. Die Kurse werden nicht ewig fallen, aber sie können tiefer sinken und länger unten bleiben, als Sie es verkraften können.
Falscher Start, echte Verluste
Das Risiko, das Sie beim Einstieg an einem möglichen Tiefpunkt eingehen können, hängt von zwei wichtigen Faktoren ab: Ihrer Risikobereitschaft und Ihren finanziellen Mitteln.
Sie müssen bedenken, dass Ihr Hauptrisiko beim Eingehen einer Handelsposition die Margin-Anforderung ist, die Sie dazu zwingen kann, Ihre Position zu früh zu veräussern – auch wenn Ihre Entscheidung mittel- bis langfristig die richtige ist.
Zu früh bedeutet, dass es, selbst wenn Sie recht haben, einige Zeit dauern kann, bis der Markt wieder zur Vernunft kommt. Bis dahin haben Sie eventuell nicht genug Margin, um einen weiteren Einbruch zu überstehen, und Sie riskieren, zu früh aussteigen zu müssen.
Es ist daher weniger riskant, etwas zu wagen, wenn Sie über genug Margin verfügen, um kurzfristig erhebliche Verluste aufzufangen.
Ist dies nicht der Fall, könnte es eine bessere Strategie sein, zu warten, bis sich auf dem Markt eine klarere Richtung abzeichnet, auch wenn Sie das ehrgeizige Ziel, am Tiefpunkt einzusteigen und Ihre Gewinne zu maximieren aufgeben müssen.
Volatilität als Gradmesser
Auch wenn niemand weiss, was die Zukunft bringt, gibt es doch einige Marktindikatoren, die die zugrundeliegende Marktstimmung beleuchten.
Am offensichtlichsten ist die Volatilität, die auch das Risikoniveau widerspiegelt.
An dieser Stelle ist ein kurzer Exkurs in die Volatilität notwendig. Die Marktvolatilität misst die Streuung der Preise oder Renditen eines Vermögenswertes im Verhältnis zu seinem historischen Durchschnitt. Aus statistischer Perspektive ist sie die Standardabweichung von einer Zeitreihe von Marktpreisen oder Renditen eines Vermögenswerts.
Je höher die Streuung des Preises, desto höher ist die Volatilität. Je höher die Volatilität, desto schwieriger ist es, den zukünftigen Preis eines Vermögenswertes zu prognostizieren. Je schwieriger die Prognostizierbarkeit, desto grösser ist das Risiko.
Wenn also die Marktvolatilität hoch ist, ist auch das Risiko hoch.
Die Volatilität müssen Sie nicht selbst berechnen, denn es gibt leicht zugängliche Indikatoren für Anlegende zu diesem Thema.
Der beliebteste Indikator für Marktvolatilität ist der VIX-Index. Dieser misst die konstante erwartete Volatilität des US-Aktienmarktes über einen Zeitraum von 30 Tagen, berechnet anhand der durchschnittlichen Echtzeit-Preise von Call- und Put-Optionen auf den S&P 500® Index (SPXSM).
Er ist weltweit einer der anerkanntesten Volatilitätsmassstäbe, über den die Finanzmedien weitgehend berichten und der von vielen Marktteilnehmenden als täglicher Marktindikator aufmerksam beobachtet wird.
Sie können den VIX-Index auf öffentlichen Finanz-Websites wie CBOE und Bloomberg verfolgen.
Ein wichtiger Aspekt des VIX-Index ist, dass er nicht direkt Informationen zur Richtung gibt, in die sich der Markt entwickelt, sondern nur zum Umfang der täglichen Preisspannen.
Wir wissen jedoch, dass die Marktvolatilität in Zeiten einer Verkaufswelle normalerweise in die Höhe schnellt. Deshalb geht eine hohe Volatilität oft mit einem Bärenmarkt einher.
An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass Volatilität schädlich ist, egal ob der Markt steigt oder fällt. Eine Aufwärtsvolatilität von 10% ist fast so schlimm wie eine Abwärtsvolatilität von 10%.
Überrascht? Müssen Sie nicht sein. Auf einem Bärenmarkt ist die Volatilität hoch, während ein Bullenmarkt oft von kleineren, aber nachhaltigen Gewinnen, d.h. relativ niedriger Volatilität, gekennzeichnet ist.
Deshalb gilt als Daumenregel: Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko eines Abschwungs oder eines weiteren Abschwungs.
Wenn Sie sich in schwierigen Zeiten für einen «Buy the Dip» entscheiden, müssen Sie sicherstellen, dass die Marktvolatilität auf ein Niveau gesunken ist, das eine nachhaltige positive Erholung zulässt.
Sonst laufen Sie Gefahr, einem trügerischen Aufschwung hinterherzulaufen.
Das richtige Timing als Schlüssel zum Erfolg
Die gute Nachricht ist, dass sich die Märkte bisher langfristig nur in eine Richtung bewegt haben.
Ein kurzer Blick auf die vergangenen Daten führender Indizes verschafft einen sofortigen Einblick.
Der FTSE 100 hat sich seit 1984 versechsfacht, der DAX seit 1988 verzehnfacht und der S&P 500 seit 1980 verdreissigfacht.
Alle Indizes verzeichneten während Finanzkrisen deutliche Verluste, doch letztendlich kletterten die Kurse im Zuge des Wachstums der Volkswirtschaften immer weiter nach oben.
Die schlechte Nachricht ist, dass Sie, wenn Sie in den 80er Jahren investiert haben, mit grosser Wahrscheinlichkeit bei mindestens einem der Börsencrashs aus dem Markt geworfen wurden.
Doch Sie wissen jetzt, dass es immer Licht am Ende des Tunnels gibt. Die wahre Herausforderung ist daher der richtige Zeitpunkt, um in einem Bullenmarkt einzusteigen.