Zunächst möchten wir eines klarstellen: Wenn Sie unvorbereitet in einen finanziellen Tornado geraten, ist die Chance gering, dass Sie unbeschadet daraus hervorgehen.
Wie wir bereits in unserem Artikel «Wie bereite ich mich auf eine Rezession vor?» erörtert haben, sind die erfolgreichsten Anlegenden auf die Möglichkeit plötzlicher Widrigkeiten vorbereitet. Ist die Krise erst einmal ausgebrochen, ist es oft zu spät, um noch zu handeln.
Daher ist ein gut diversifiziertes Portfolio von entscheidender Bedeutung.
Ihr Risikoprofil bestimmt Ihre Haltung gegenüber einem möglichen wirtschaftlichen Abschwung
Während einer Konjunkturabschwächung kommt es ganz darauf an, wie viel Risiko Sie bereit sind einzugehen und welche Verluste Sie verkraften können. Wenn Sie Ihr Risikoprofil kennen, können Sie das ideale Portfolio selbst zusammenstellen.
Als allgemeine Faustregel gilt: Je höher der Anteil an Risikoanlagen im Portfolio, desto höher sind die Renditen, doch umso stärker fällt auch ein einzelner Rückschlag während eines Markteinbruchs aus. Umgekehrt führt ein höherer Anteil sicherer Vermögenswerte im Portfolio zwar zu niedrigeren Gesamtrenditen, reduziert jedoch auch das Ausmass potenzieller einzelner Rückschläge.
Daraus folgt: Je aggressiver ein Portfolio hinsichtlich der Allokation in Risikoanlagen gestaltet ist, desto grösser ist das Verlustrisiko in Zeiten eines Marktabschwungs.
Daher ist das Risikoprofil von Anlegenden der erste und wichtigste Hinweis auf die Marktstrategie.
Es gibt keine richtige oder falsche Strategie
Alle Anlegenden haben ihre individuelle Risikotoleranz. Wie Anlegende dem Risiko eines wirtschaftlichen Abschwungs begegnen, hängt also stark von der Fähigkeit ab, Schwankungen zu verkraften.
Ein risikoscheuer Ansatz drückt sich in einem Anlageportfolio aus, das sich zum grössten Teil aus Vermögenswerten mit geringem Risiko zusammensetzt, wie US-Schatzanleihen, Gold, Yen und Schweizer Franken. Diese Vermögenswerte tendieren in Zeiten boomender Märkte gewöhnlich schwächer. Wenn jedoch eine plötzliche Verkaufswelle einsetzt, bieten sie eine effiziente Portfolioabsicherung.
Eine offensivere Strategie hingegen bevorzugt Aktien und beschränkt das Engagement in sicheren Anlagen.
Growth- und Value-Aktien im Vergleich
Aktienanlegende können das Risikoniveau auch entsprechend den ausgewählten Sektoren und Titel anpassen.
Growth-Aktien haben, wie der Name schon sagt, das Potenzial, im Hinblick auf die Erträge, Cashflows oder Gewinne schneller zu wachsen und den Benchmark-Index zu übertreffen. Value-Titel hingegen sind Unternehmen, deren Aktien unter ihrem Wert notieren, sodass die Chance besteht, dass sich der Kurs im Laufe der Zeit anpasst.
Growth-Aktien zahlen keine Dividenden, da Anlegende meist Kapitalwachstum suchen, während Value-Aktien regelmässig Dividenden ausschütten. Dividenden sind in Zeiten einer Wirtschaftsflaute eine gute Einkommensquelle, sofern Unternehmen beschliessen, daran festzuhalten. Während der wirtschaftlichen Turbulenzen im Jahr 2020 haben viele Unternehmen die Dividenden gesenkt, um ihre Liquidität zu sichern, wobei die Reaktionen je nach Fall unterschiedlich ausfielen.
Bei Growth-Titeln sind sowohl das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) hoch. Das bedeutet, dass ihr Preis relativ höher ist als der Wert der Vermögenswerte. Value-Aktien haben dagegen ein niedrigeres KGV und KBV.
Wenn Sie bereit sind, Risiko in Kauf zu nehmen, könnte eine Growth-Strategie für Sie lohnender sein, wobei Sie in Krisenzeiten jedoch stärkeren Verlusten ausgesetzt sind.
Portfolioanpassung auf der Basis des Purchasing Managers Index (PMI)
Zwar lässt sich ein plötzlicher Einbruch der Finanzmärkte nicht vorhersagen, aber es ist manchmal möglich, eine Konjunkturabschwächung zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Einige Anlegende ändern die Zusammensetzung ihres Aktienportfolios auf der Grundlage der Wirtschaftsdaten. Frühindikatoren, zu denen Umfragen in Unternehmen und Stimmungsindizes gehören, ermöglichen es, kurzfristige Entwicklungen zu antizipieren.
Viele Anlegende stützen sich auf Frühindikatoren, um ihr Portfolio anzupassen.
So können sie Zyklen nutzen, indem sie zyklische Titel aufstocken, wenn der PMI für das verarbeitende Gewerbe gut aussieht, und defensive Werte bevorzugen, wenn er eine Abschwächung signalisiert.
Zu den zyklischen Werten gehören Energie- und Bergbautitel, Industrie- und Technologiewerte, Automobilhersteller, Unternehmen im Reise- und Freizeitsektor sowie Einzelhändler. Defensive Werte umfassen dagegen Versorger, Basiskonsumgüter und Gesundheitstitel.
Erwägen Sie die Absicherung mit Optionen
Einige Anlegende ziehen es vor, Optionen auf ihre bestehenden Titel als Absicherung gegen schlechte Marktbedingungen zu kaufen, um die Verluste bei plötzlichen Kursbewegungen zu begrenzen. Der Kauf einer Put-Option beispielsweise beinhaltet das Recht – jedoch nicht die Pflicht –, eine Aktie zu einem festgelegten Preis vor einem bestimmten Datum zu verkaufen. Damit wird ein Mindestverkaufskurs festgelegt, wenn der Markt stark fällt. Dieser Schutz hat jedoch seinen Preis.
Je grösser die Marktschwankungen, desto höher sind die Kosten dieser Versicherung.
Solche alternativen Anlageprodukte sind eher für fortgeschrittene und professionelle Anlegende geeignet. Falls Sie das Produkt nicht voll und ganz verstehen, sollten Sie lieber darauf verzichten.
Die Talsohle erreichen, den Gipfel anvisieren
Viele Lesende fragen sich wahrscheinlich, ob es eine gute Idee ist, bei Kursrückgängen zu kaufen. Die Antwort lautet ja. Am Tiefpunkt einzusteigen ist eine gute Strategie, wenn Sie sicher sind, dass es nicht noch weiter abwärts geht.
In unserem nächsten Artikel werden wir die Vor- und Nachteile dieser Strategie ausführlich erörtern.
Nach einer starken Kurskorrektur Aktien zu kaufen, erscheint verlockend. Einige Anlegende schwören jedoch auf «The trend is your friend» und nutzen vorübergehende Erholungen, um zu verkaufen, bis sie davon überzeugt sind, dass die Talsohle wirklich erreicht ist.
Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass Leerverkäufe eine höchst riskante Strategie sind und langfristig zu erheblichen Verlusten führen können. Dieser Ansatz sollte daher eher als kurzfristiger taktischer Schachzug mit einem klaren Gewinnziel betrachtet werden und nicht als langfristige Anlagestrategie.
Der Inhalt dieses Artikels wird ausschliesslich zu Bildungszwecken bereitgestellt. Es stellt keine Anlageberatung, keine finanziellen Empfehlungen und kein Werbematerial dar.