Persönliche Finanzen

Das Schweizer Steuersystem entmystifiziert: Die Grundlagen der Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern verstehen.

Zwischen den föderalen, kantonalen und kommunalen Ebenen sieht unsere Steuerlandschaft aus wie ein perfekt geschichtetes Mille-feuille... nur weniger süss und definitiv komplexer. Aber sobald Sie die Logik dahinter verstehen, beginnen Sie zu sehen, warum die Schweiz diese Struktur gewählt hat und warum sie tatsächlich wunderbar funktioniert.
janice-kerschbaumer
Janice Kerschbaumer
Dec 5, 2025
5min
swisstax

Falls Sie jemals versucht haben, unser Steuersystem in der Schweiz zu verstehen, wissen Sie bereits, dass es nicht gerade eine „Kaffee trinken und darüberfliegen“-Situation ist.

Zwischen der Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene sieht unsere Finanzlandschaft aus wie ein perfekt geschichtetes Mille-feuille… nur weniger süss und definitiv komplexer.

Aber sobald Sie die Logik dahinter verstehen, beginnen Sie zu sehen, warum die Schweiz diese Struktur gewählt hat und warum sie tatsächlich wunderbar funktioniert. Lassen Sie uns alles Schritt für Schritt aufschlüsseln, ohne Fachjargon und mit maximaler Klarheit.

Was macht das Schweizer Steuersystem so… schweizerisch?

Im Gegensatz zu vielen Ländern, in denen die Steuern zentralisiert sind, basiert unser Steuersystem auf Dezentralisierung. Das bedeutet, dass drei Behörden Sie gleichzeitig besteuern können:

  1. Die Eidgenossenschaft (Bundesebene)
  2. Ihr Kanton
  3. Ihre Gemeinde

Dieses System ist in den Schweizer Werten verwurzelt: Autonomie, Demokratie und der Idee, dass lokale Gemeinschaften ein echtes Mitspracherecht darüber haben sollten, wie Geld gesammelt und ausgegeben wird. Mit anderen Worten: Die Schweiz erhebt nicht nur Steuern, sondern erlaubt es jeder Region, ihre eigene fiskalische Identität zu gestalten.

Und ja, genau deshalb kann eine Strasse über die Kantonsgrenze Ihnen Tausende sparen (oder kosten).

Bundessteuern: die neutrale, vorhersehbare Ebene

Die Bundessteuern sind der einfachste Teil unseres Systems (eine seltene Freude).

Jede Person in der Schweiz zahlt die Bundeseinkommensteuer, die progressiv ist, was bedeutet, dass je mehr Sie verdienen, desto mehr zahlen Sie proportional.

Die Bundesregierung besteuert hauptsächlich:

  • Einkommen
  • Unternehmensgewinne
  • Quellensteuern (Dividenden, Zinsen usw.)

Eine interessante Tatsache, die Sie wahrscheinlich schon kennen, aber ich erwähne sie gerne noch einmal: Unsere Bundessteuersätze sind im Vergleich zu den Nachbarländern tatsächlich ziemlich niedrig. Selbst mit einem soliden Gehalt bleibt Ihre Bundessteuerrechnung oft überraschend vernünftig.

Kantonale Steuern: Wo die echten Unterschiede beginnen

Wenn die Bundessteuern der ruhige See sind, dann sind die Kantonssteuern die Berge – majestätisch, aber äusserst vielfältig. Jeder der 26 Kantone legt seine eigenen fest:

  • Steuersätze
  • Abzüge
  • Zulagen
  • Regeln für die Vermögenssteuer
  • Erbschaftssteuerpolitik
  • Körperschaftssteuersätze

Diese Autonomie ist der Grund dafür:

  • Zug ist bekannt für seine äusserst vorteilhaften Steuersätze.
  • Schwyz ist bei vermögenden Privatpersonen sehr beliebt.
  • Genf und Neuenburg sind… sagen wir mal, etwas teurer.
  • Wallis bietet je nach Gemeinde attraktive Steuerkonditionen

Ihr Kanton ist von echter Bedeutung. Ein Wechsel des Kantons kann Ihre Steuerlast erheblich verändern, nicht nur als Einzelperson, sondern auch als Unternehmen. Hier wird „Steuerplanung“ zur Realität.

Gemeindesteuern: Die hyperlokale Ebene

Denken Sie, dass die kantonale Ebene präzise war? Willkommen auf der Gemeindeebene!

Jede Gemeinde erhebt einen Prozentsatz (den sogenannten Multiplikator oder Koeffizienten) zusätzlich zur kantonalen Steuer und finanziert damit Folgendes:

  • Lokale Schulen
  • Öffentliche Infrastrukturen
  • Kulturelle Initiativen
  • Strassenunterhalt
  • Gemeinschaftsdienste

Dies erklärt auch, warum zwei benachbarte Dörfer, die manchmal weniger als 5 Minuten voneinander entfernt liegen, völlig unterschiedliche Steuerlasten haben können.

Beispiel: Im Kanton Waadt hat Lausanne einen höheren kommunalen Steuermultiplikator als kleinere Gemeinden wie Prilly oder Épalinges. Gleicher Kanton, völlig andere Steuerrechnung!

swiss-tax

Warum hat unser System drei Ebenen?

Da die Schweiz keine Zentralisierung betreibt, setzt sie auf Partizipation!

Unser Steuersystem spiegelt unsere politische Struktur wider:

  • Lokale Gemeinschaften entscheiden über ihre Prioritäten
  • Kantone konkurrieren darum, attraktiv zu bleiben
  • Die Bürgerinnen und Bürger stimmen über Haushalts- und Steueränderungen ab
  • Jede Regierungsebene finanziert das, wofür sie verantwortlich ist.

Dies schafft ein Gleichgewicht zwischen Autonomie und Verantwortung, ein Grundpfeiler der schweizerischen Regierungsführung.

Ein einfaches Beispiel: Wie es sich summiert.

Nehmen wir Marie, die in Lausanne lebt und CHF 85'000 pro Jahr verdient.

Sie bezahlt:

  1. Eidgenössische Steuer
  2. Kantonssteuer Waadt
  3. Gemeindesteuer Lausanne (mit dem Lausanner Multiplikator)

Falls Marie 10 Minuten nach Lutry zieht, sinkt ihr Gemeindesteuermultiplikator, was bedeutet, dass sich ihre Steuerrechnung ändert, selbst wenn ihr Einkommen gleich bleibt.

Gleiches Gehalt, gleicher Kanton, unterschiedliche Gemeinde, unterschiedliche Steuerrechnung. Willkommen zur Schweizer Art!

Also… kompliziert oder brillant?

Ehrlich gesagt? Beide.

Es ist kompliziert, wenn Sie es zum ersten Mal entdecken, aber genial, sobald Sie die Logik verstanden haben: Lokale Kontrolle, direkte Demokratie, transparente Finanzierung und echte Wahlfreiheit für Einzelpersonen und Unternehmen.

Für Unternehmer, Expats oder Personen, die in der Schweiz unabhängig werden möchten, ist das Verständnis unseres Steuersystems nicht optional, sondern strategisch.

Und sobald Sie es verstanden haben, erkennen Sie etwas Überraschendes: Es geht nicht nur um Steuern. Es ist ein Teil dessen, was die Schweiz... zur Schweiz macht!

Der Inhalt dieses Artikels wird ausschliesslich zu Bildungszwecken bereitgestellt. Es stellt keine Anlageberatung, Finanzempfehlungen oder Werbematerial dar.

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Janice Kerschbaumer

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